Ich möchte hier einen Punkt aufnehmen, welcher mein Blogpartner in seinem Beitrag „Schöpfung oder Evolution„, bereits angesprochen hat.

Ich finde diesen Punkt so wichtig, dass er einen eigenen Eintrag verdient.
Und zwar geht es um seinen Schlussgedanken zum Thema Liebe und Apologetik.

«Oft wenn wir uns sehr beharrlich für etwas einsetzen und dabei bis zum äussersten argumentieren, geht dabei die Liebe verloren. Ich habe nicht allgemein etwas gegen Apologetik einzuwenden, doch dort wo wir auf die Weisheit setzen, darf letztlich eines nicht verloren gehen – die Liebe. Manchmal bedeutet es etwas zu sagen, manchmal aber auch einfach mal zuzuhören was andere zu sagen haben. Wir haben nicht immer kluge Argumente, die andere zu überzeugen vermögen.»
Zitat Réne Graf

Mir ist dies schon viel, in Büchern oder anderen Schriften zum Thema Apologetik oder auch theologischen Auslegungen und Diskussionen aufgefallen.
Da gibt es Sehr gute Argumente und Auslegungen, welche sicherlich auch richtig sind, doch wie sie in diesen Büchern dargestellt werden, scheinen Sie von einem erhabenen Thron geschrieben zu sein. Man findet den Verstand darin, aber keine Liebe.
Da werden andere Meinungen in den Dreck gezogen, verurteilt oder als Irrlehre abgestempelt ohne wirklich darauf einzugehen, weshalb überhaupt.
Bei scheinbar unwichtigen theologischen Problemen, wird sich schnell das Heil abgesprochen, zum Teil bekommt man das Gefühl, dass wenn es den Scheiterhaufen noch gäbe, dieser immer noch unauslöschlich brennen würde.

Ich bin eindeutig dafür, dass wir Irrlehren aufdecken und zurechtweisen, auch führe ich sehr gerne Diskussionen und beschäftige mich selbst mit Apologetik. Doch übertreiben wir es schnell. Wir versuchen einen Standpunkt mit allen Mitteln zu verteidigen und verlieren dabei das eigentliche Ziel aus den Augen. Wir fangen an andere Prediger, Theologen und Christen schlecht zu reden, weil sie in gewissen Punkten nicht derselben Meinung sind. Wir gehen automatisch davon aus das unsere Meinung sowieso die unfehlbar direkt von Gott eingegebene Weisheit ist und vergessen dabei, weshalb wir uns überhaupt mit diesen Themen befassen. (2)

Sollten wir uns nicht immer wieder diese Frage stelle «Weshalb mache ich dies? »Und sollte unsere Antwort darauf nicht «Aus Liebe» lauten.
Ich befasse mich mit Gottes Wort, weil ich Gott Liebe.
Ich versuche immer mehr zu verstehen, weil ich Gott Liebe.
Ich möchte dies weitergeben, weil ich Gottes Liebe weitergeben möchte.
Ich möchte Irrlehren aufdecken, weil ich aus Liebe zu Gott, diese nicht akzeptieren kann.

Das Zentrum unserer Diskussionen soll immer die Liebe sein, doch in der Hitze des Gefechtes geht die Liebe so schnell unter und es gibt statt Einsicht, verhärtete Fronten. Ich habe schon erlebt, dass bei einer Diskussion um verschiedene Übersetzungsarten, eines einzelnen Wortes, andere als ungläubig, Irrlehrer oder ähnliches bezeichnet wurde. Auch habe ich von Predigern gehört welche, wegen der Benutzung der «Hoffnung für Alle» als weniger ernst zunehmen bezeichnet wurden, oder sich Öffentlich dafür rechtfertigen mussten. Haben wir bei solchen Streitereien, nicht vergessen was wirklich zählt an unserem Glauben, was uns von anderen Religionen abheben sollte.

1 Korinter 13
1 Wenn ich in Sprachen der Menschen und der Engel redete, aber keine Liebe hätte, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich Weissagung hätte und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis, und wenn ich allen Glauben besäße, so daß ich Berge versetzte, aber keine Liebe hätte, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe austeilte und meinen Leib hingäbe, damit ich verbrannt würde, aber keine Liebe hätte, so nützte es mir nichts!

Ohne Liebe ist alles was wir machen, sinnlos.

Johannes 13
35 Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

Jesus wusste schon, dass es Unstimmigkeiten geben wird, in der Gemeinde, deshalb ermahnt er uns Liebe unter einander zu haben. Jesus hat immer aus Liebe Argumentiert, das bedeutet nicht, dass er nicht auch mal hart etwas angesprochen hat. War er doch zu den Pharisäern zum Teil sehr Hart, doch weshalb hat Jesus dies gemacht?
Jesus hat eine unendliche Liebe zu den Menschen und deshalb ist es ihm unendlich wichtig, dass die Menschen verstehen um, was es genau geht, anscheinend war der einzige weg wie die Pharisäer dies Verstehen konnten, die Worte hart, ehrlich aber trotzdem in Liebe zu gebrauchen.

Bleiben wir einen Moment bei den Pharisäern:
Die Pharisäer, waren sehr gescheite und gebildete Leute, Sie kannten Gottes Wort in- und auswendig und verbrachten die meiste Zeit damit es auszulegen und zu ergründen. Doch weshalb wurden Sie dann so hart von Jesus angefasst, weshalb haben Sie Jesus nicht erkannt, obwohl die Zeichen so offensichtlich waren.
Die einfache Antwort darauf ist, Sie haben die Liebe vergessen. Sie haben sich in Ihren Lehren verfangen und sind im Sumpf der Diskussionen und den Schützengräben Ihres Egos festgesetzt
Sie haben vergessen, das Gottes Wort mehr als nur eine Lehre ist, welche beliebig ausgelegt werden kann. Sondern das Gotteswort einen Plan verfolgt und dieser Plan auch ausgeführt werden wird, dass es keine Theorie, sondern harte Praxis ist.
Wie gerne fallen wir auch in dieses Pharisäische denken, wir finden es toll über theologische Themen zu diskutieren, über einzelne Auslegungen von Wörtern und dem richtigen Urtext oder wie ein Vers genau verstanden werden sollte. Doch ist die Gefahr dabei sich schnell darin zu verlieren, zu vergessen, dass Gottes Wort lebendig ist und seine Liebe eigentlich wirken möchte durch sein Wort.

Ein Beispiel, welches ich vor Kurzem erlebt habe.
Ein Kollege und ich hatten eine Diskussion mit atheistisch geprägten Leuten. Mein Kollege ging sofort hart rein und erzählte wie dumm doch Ihre Meinung sei und dass es doch offensichtlich ist, dass Gott und die Bibel wahr sind. Die Reaktion der Gegenseite war natürlich wie erwartet noch härter zurück, so wurde dann die allgemeinen gegen Fragen wie «Kann Gott einen Stein erschaffen…?» usw. gestellt und der Kollege driftete immer mehr in ein Verurteilen, als ein aus Liebe Evangelisieren ab.
Die Fronten waren also schon mal verhärtet, die Schützengräben ausgehoben. Wie soll in solch einer Situation Gottes Wort noch ernst genommen werden? Warum sollte jemand an Gottes Liebe Glauben, wenn er von uns schon von Anfang an so verurteilt wird.
Ich wusste also, eigentlich war dieser Kampf nun schon verloren, bis hierhin habe ich mich noch nicht an der Diskussion beteiligt.
Doch haben sich danach zwei aus der Diskussion ausgeklinkt, weil es Ihnen zu dumm wurde. Ich bin danach auf diese zugegangen und Sie haben mir danach gefragt, was ich dann von dieser Ansicht halte.
Ich habe Ihnen danach in Liebe und auf Augenhöhe erklärt, was es für mich mit Gott auf sich hat und weshalb ich glaube das Jesus der einzig richtige Weg sei. Auf einmal wurde die Stimmung ganz anders, es wurden ernsthafte Fragen gestellt, Fragen welche diese Leute wirklich zu tiefst beschäftigt hatten und welche ich Ihnen so in aller Ruhe und ohne zu Streiten erklären konnte. Ich habe diese Leute noch nie so nachdenklich gesehen wie bei diesem Gespräch.
Nebenan war mein Kollege immer noch damit beschäftigt, zu erzählen wie dumm es doch sei, nicht an Gott zu Glauben (Er hat gute Argumente gebracht, jedoch leider falsch eingesetzt).

Welche dieser zwei Diskussionen, hatte nun die Macht, etwas in einem Menschen zu verändern? Die Grabenkriege, bei denen man sich im Hass verliert oder die Diskussionen auf Augenhöhe, bei denen man in Liebe auf die anderen Meinungen eingeht.

Wir müssen zu unserem Glauben stehen und wir müssen auch Irrlehren klar abweisen, doch müssen wir dies immer aus einem Grund machen.
Dieser Grund muss die Liebe sein, wenn wir eine Irrlehre zurechtweisen oder jemandem etwas erklären wollen, was er bis anhin falsch verstanden hat. Dann machen wir dies, weil wir wollen, dass er die wahre Liebe von Gott erleben kann. Weil wir ihn nicht in einer Halbwahrheit zurücklassen wolle, sondern weil wir aus unserem tiefstem inneren wollen, dass er diese Liebe welche wir erleben, auch erleben kann.

Titus 3
9 Die törichten Streitfragen aber und Geschlechtsregister, sowie Zwistigkeiten und Auseinandersetzungen über das Gesetz meide; denn sie sind unnütz und nichtig.
10 Einen sektiererischen Menschen weise nach ein- und zweimaliger Zurechtweisung ab,
11 da du weißt, daß ein solcher verkehrt ist und sündigt und sich selbst verurteilt hat.

Paulus hat die Gefahr der Streitereien um Kleinigkeiten erkannt, er warnt uns ausdrücklich davor den Fokus zu verlieren. Wir sollen Irrlehren zurechtweisen, aber uns nicht in Ihnen verfangen. Schlussendlich ist jede Person für seine Entscheidung verantwortlich und wir können nicht mehr, als die Wahrheit in Liebe zu vermitteln.

Wie können wir Gottes Liebe verkünden aber gleichzeitig unsere Brüder mit Hass unterweisen. Wie können wir mit Hass und Überheblichkeit, Liebe und Unterwerfung Lehren.
Ich glaube die Apologetik hätte eine viel grössere Wirkung, wenn wir wieder mehr aus Liebe Argumentieren und nicht nur aus dem reinen Verstand. Ich möchte damit nicht sagen, dass es keine guten Apologeten gibt. Jedoch ist die Gefahr, vor allem in diesem Bereich, immens hoch, den Fokus auf Gott und seine Liebe zu verlieren. Sodass wir ein neues Pharisäertum aufbauen, in dem wir nicht mehr verstehen, weshalb wir dies überhaupt machen.
Ich möchte mit diesem Vers schliessen.

Johannes 13
34 Ein neues Gebot gebe ich euch, daß ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.

Lasst uns die Liebe nie vergessen, wenn wir miteinander Argumentieren, Diskutieren oder Auslegen, denn nur aus Liebe erhalten unsere Worte macht. Denn aus Liebe sind wir errettet und nur aus Liebe, ging Jesus für uns ans Kreuz.
1) Alle Bibelstellen nach Schlachter 2000
2) Auch ich habe schon viele Sachen falsch verstanden, jedoch ist es dann auch wichtig mit einem Weichem Herz seine Fehler einzugestehen.