Weshalb sollen wir einander Lieben? Reicht es nicht aus, einfach von Gott geliebt zu werden und Gott zurück zu lieben?
Darf Liebe mir überhaupt vorschreiben, dass ich andere Lieben muss?
Fragen, welche vielleicht viele sofort beantworten können und für viele sehr klar sind. Doch trotzdem würde ich auf diese Fragen verschiedene Antworten erhalten.
Deshalb will ich hier anschauen, wie Jesus zu diesem Thema steht. Hat er doch tatsächlich ein Gebot erlassen, dass wir einander Lieben sollen, wie er uns Liebt.
Johannes 15
12 Das ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, gleichwie ich euch geliebt habe.
13 Größere Liebe hat niemand als die, daß einer sein Leben läßt für seine Freunde.
14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete.
15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe.
16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen.
17 Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebt.
Wir sehen in diesen Versen gleich mehrere Probleme.
1. Jesus knüpft seine Liebe an Bedingungen
2. Gleichzeitig nennt uns Jesus nicht mehr Knecht, sondern Freund, aber nur unter der Bedingung, dass wir tun, was er gebietet.
3. Die Freundschaft scheint durch Erwählung zu kommen und nicht durch unsere Willenskraft.
Die ersten zwei Punkte gehören zusammen, der dritte ist zu umfangreich, um hier genau anzuschauen. Deshalb will ich nur auf die ersten zwei Punkte genauer eingehen.
Jesus gibt ein Gebot, nämlich, dass wir Liebe üben sollen untereinander. Jesus scheint hier die Jünger direkt anzusprechen, er fordert Sie auf, sich untereinander so zu Lieben wie er Sie geliebt hat. Er scheint hier nicht die ganze Menschheit zu meinen, sondern nur seine Jünger. Es handelt sich also nicht um das Gebot der Nächstenliebe. Sondern um eine Spezifizierung davon, für den Umgang unter den Nachfolgern Jesus.
Doch weshalb sollte dies überhaupt nötig sein, hat Jesus doch seinen Punkt bezüglich Nächstenliebe schon klargestellt.
Um dahinterzukommen, müssen wir die Stelle wieder genauer anschauen.
12 Das ist mein Gebot, daß ihr einander liebt, gleichwie ich euch geliebt habe.
13 Größere Liebe hat niemand als die, daß einer sein Leben läßt für seine Freunde.
Jesus stellt am Anfang klar, was er erwartet, er will, dass Liebe unter den Jüngern herrscht, wie er Sie geliebt hat. Doch er belässt es nicht bei dieser Aussage, welche an sich ja schon aussagekräftig genug wäre. Er fügt einen Vergleich ein und definiert, was diese Liebe genau ist. Nämlich Liebe die ihr Leben für die Freunde gibt. Jesus spricht hier seinen bevorstehenden Tod an. Deinen ultimativen Liebensbeweis für uns. Er stirbt jedoch nicht nur für seine Jünger, sondern für die ganze Welt.
14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was immer ich euch gebiete.
Dieser Satz scheint irgendwie, den gängigen Vorstellungen von Freunden zu widersprechen. Erwarten wir doch bedingungslose Liebe, also kann Liebe doch nicht an Bedingungen festgemacht sein, sonst wäre es ja keine bedingungslose Liebe mehr. Auch ist Freundschaft doch immer etwas auf selber ebene, Freunde setzen sich doch auf die gleiche Stufe und es soll keine Machtansprüche geben.
Was also meint Jesus mit diesem Satz?
Wir wissen, dass Jesus für alle Menschen gestorben ist und nicht nur für seine Freunde. Diese Stelle beschreibt nun nicht wie sehr Jesus alle Liebt, sondern wie man seinen Freund werden kann. Doch eine Freundschaft mit Jesus ist an eine einzige Bedingung verknüpft, nämlich, dass wir an ihn Glauben und seine Erlösung annehmen und damit ein Teil seines Reiches werden.
Doch wie passt, dann dieser Machtanspruch dazu? Sagt Jesus hier wirklich, dass wenn wir nicht immer schön dies machen, was er uns sagt, wir nicht mehr seine Freunde sind?
Ich glaube nicht, denn sonst wäre sein Tod ja sinnlos gewesen, weil wenn wir ehrlich sind, kann auch der beste Christ nicht alles halten, was Jesus verlangt.
Es muss also etwas Anderes gemeint sein.
15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe. 16 Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit der Vater euch gibt, was auch immer ihr ihn bitten werdet in meinem Namen.
Hier scheint wiederum ein Widerspruch aufzukommen, denn vorhin hat er die Freundschaft an Bedingungen des Gehorsams gelegt. Nun aber spricht er davon, dass die Jünger deshalb Freunde sind, weil er Ihnen alles verkündet hat, was der Vater ihm gesagt hat. Doch wenn wir ja nicht mehr Knechte, sondern Freunde sind, wie kann Jesus hier also noch einen Machtanspruch verlangen?
Hier kommt uns der letzte Vers zu Hilfe.
17 Das gebiete ich euch, daß ihr einander liebt.
Im Vers 14, legt Jesus die Bedingung fest. Wir sollen dies machen was er uns Gebietet. Hier sagt er was dieses Gebieten genau beinhaltet. Nämlich, dass wir einander Lieben. Es gibt keine anderen Gebote in diesen Versen. Das einzige, was Jesus hier gebietet, ist die Liebe unter den Jüngern.
Jesus möchte hier also nicht den Sklaventreiber hervorholen und sagen: «Wenn ihr nicht macht, dann ist aber vorbei!». Sondern er will etwas ansprechen, was für uns Christen überlebenswichtig ist. Nämlich, dass die von Jesus vorgelebte Liebe unter einander bedingungslos ausgelebt werden muss.
In Markus lesen wir, weshalb dies so wichtig ist, dass sogar die Freundschaft Jesus daran geknüpft sein muss.
Markus 3
24 Und wenn ein Reich in sich selbst uneins ist, so kann ein solches Reich nicht bestehen.
Als Freunde Jesus gehören wir zu seinem Reich, doch, wenn wir keine Liebe untereinander hätten, könnte dieses Reich nicht bestehen.
Es ist also unumgänglich, dass wir Christen als Teile dieses Reiches, gegeneinander kämpfen. Ein Reich, welches sich selbst auseinander nimmt, kann nicht bestehen!
Das Gebot der Liebe, hat also nichts mit Machtansprüchen oder Unterdrückung zu tun, sondern es ist notwendig, damit das Reich Gottes überhaupt gebaut werden kann. Es ist nicht etwa ein Befehl, welcher Jesus aus Spass und Freude an seiner Machtausübung sagt. Sondern es ist der haltende Bestandteil dieser göttlichen Freundschaft.
Ja, Jesus liebt jeden Menschen bedingungslos und er möchte, dass jeder gerettet wird. Jesus möchte jeden als seinen Freund haben, doch damit diese Freundschaft klappen kann. Müssen wir seine anderen Freunde genauso Lieben wie er uns Liebt?
Nur Jesus zu Lieben, reicht nicht aus, denn jeder der zu Gottes Reich gehört, ist ein Teil von Jesus. Wir sind ein Leib mit Jesus.
Lieben wir Jesus, so lieben wir automatisch jeder unserer Geschwister, denn sonst würden wir Jesus auch nicht lieben.
Nur durch die vollständige Liebe zum vollständigem Leib Christi können wir in diese Freundschaft eingehen.
Das bedeutet nun nicht, dass wir immer gleicher Meinung wie andere Christen sein müssen oder nie Streiten dürfen. Selbst Paulus war nicht immer selber Meinung, mit allen Christen.
Nein! Viel mehr sollen wir auch in solchen Konflikten, immer die Liebe hochhalten. Denn mein Bruder ist genauso ein Teil von Christus wie ich. Wie kann ich also meinen Bruder hassen und gleichzeitig sagen, dass ich Jesus liebe, obwohl beide zusammengehören?
Lasst uns deshalb die Liebe zueinander auch in schwierigen Zeiten und Meinungsverschiedenheiten unter einander nie vergessen!
Denn aus Liebe ist Jesus für uns Gestorben, als wir noch Feinde wahren. Wie viel mehr können wir dann unsere Brüder Lieben, welche doch unsere Freunde sind.
Römer 5
8 Gott aber beweist seine Liebe zu uns dadurch, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
9 Wieviel mehr nun werden wir, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt worden sind, durch ihn vor dem Zorn errettet werden!
10 Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wieviel mehr werden wir als Versöhnte gerettet werden durch sein Leben!
Deshalb vergesst die Liebe nicht, denn ohne die Liebe ist alles nichtig!
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