Was bedeutet es, dass in der Bibel nie von der Dreieinigkeit die Rede sei? Es wird ja gelegentlich mal beschrieben, dass sie (die Personen Gottes) eins sind, aber das Wort “Dreieinigkeit” wird ja nie benutzt.

Antwort:

Eine kurze Frage, welche natürlich nicht in Kürze abgehandelt werden kann. Es ist richtig, dass das Wort Dreieinigkeit oder Trinität natürlich nie wörtlich innerhalb der Bibel vorkommt. Gewisse stellen nun die Dreieinigkeit grundsätzlich in Frage, sie meinen dass die Dreieinigkeit von der Kirche erfunden wurde und dass sie dieses Dogma (diese Lehre) in die Welt setzten. Das lass ich mal einfach so stehen, denn es ist natürlich unbestritten, dass die Kirche das begründet hat. Die Frage ist aber mit allen Lehren auf welcher Basis argumentiert werden kann. Viele Dogmen sind sicherlich deshalb schon abzulehnen, weil aus der Bibel nichts hervorgeht und diese Lehren auf Traditionen, auf Machtanspruch oder anderen Weltanschauungen beruhen.

Aber nun zurück zu der eigentlichen Frage und was die Bibel darüber zu berichten weiss, bzw. nicht zu berichten weiss:

Im ersten Teil wird darauf eingegangen welche Hinweise sich im Alten Testament finden lassen auf verschiedene Personen, welche aber Göttlichkeit in Anspruch nehmen, ja die vollkommen Gott. Der zweite Teil betrifft das Neue Testament. Im dritten Teil werde ich die Dreieinigkeit so gut wie es eben möglich ist zu erklären versuchen. Im vierten Teil werden einige menschliche Argumente angebracht, die aber allesamt scheitern. Im fünften Teil geht es um die Frage, warum die frühe Kirche sich bereits über die Dreieinigkeit Gedanken machen musste und diese formulierte und im sechsten Teil werde ich dann abschliessend noch auf Theorien eingehen, welche das Verhältnis von Vater, Sohn und dem Heiligen Geist zu erklären versuchen.

Dreieinigkeit im Alten Testament

Wir finden den Begriff “Trinität” oder “Dreieinigkeit” an keiner Stelle der Bibel, aber die Vorstellung von Gottes Dreieinigkeit wird an vielen Stellen mehr oder weniger deutlich gelehrt, man findet Hinweise auf die Dreieinigkeit.

In Gen 1,26 finden wir eine eigenartige grammatikalische Konstruktion, die wahrscheinlich ein Hinweis auf Gottes Trinität ist.

“Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.”

Weshalb spricht Gott hier im Plural von sich? Es gibt drei verschiedene Auslegungen, welche mir bekannt sind, zu dieser Stelle:

1)      Der Majestätische Plural:
Gott spricht von sich in einer Majestätischen Form, so wie oft in Monarchien gesprochen wurde. So sprechen etwa Alexander der Grosse (152 v. Chr.) oder König Demetrius (ca. 146 v. Chr.) in Mehrzahl von sich.[1] Jedoch handelt es sich hierbei um die Griechische Sprache. Die Texte wurden lange Zeit nach Genesis verfasst. In der hebräischen Bibel gibt es von keinem Monarchen den Hinweis eines Majestätischen Plurals.

2)      Gespräch mit Engeln:
Andere Ausleger beziehen sich auf das Gespräch mit Engeln. Aber es gibt keinen Hinweis dafür, dass Engel an der Schöpfung beteiligt waren. Kolosser 1 spricht insofern dagegen, dass durch ihn (Jesus Christus) alles sichtbare und unsichtbare geschaffen wurde, hier sind auch Engel mit eingeschlossen, denn Paulus spricht auch klar von Herrschaften, Mächten und Gewalten, der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Ausserdem wurden wir nicht im Bild von Engeln erschaffen, sondern im Bild Gottes.

3)      Hinweis auf die Dreieinigkeit:
Man kann hier einen ersten Hinweis der Dreieinigkeit vermuten. Hundertprozentig sicher sein, ob das damit gemeint ist, kann man aber nicht.

Für eine Dreieinigkeit spricht, dass zumindest Punkt 2 ausgeschlossen ist und die Frage auch weiterhin offen ist, ob im Bezug auf Gott einen majestätischer Pluralismus auf Gott stattfindet, ob dieser von Gott und Mose bezweckt ist. Der Hauptzweck der Stelle ist, dass es hier um den Menschen geht, die ganze übliche Formulierung wird förmlich unterbrochen. Es heisst nicht mehr: Gott sprach: […] und es wurde […], sondern es beginnt förmlich was neues. Alles was Gott schuf, hat Gott für den Menschen geschaffen, damit er es verwalten soll und Freude daran haben darf. Der Mensch steht quasi im Zentrum seiner Schöpfungsgeschichte, er ist die Krone seiner Schöpfung und mit dem Menschen hat er vor in direkter Gemeinschaft zu leben.

Analog verhält es sich bei den nachfolgenden Stellen. Entweder versteht man es darunter, dass Gottes Souveränität betont wird, er spricht zu seinen Engeln dabei oder es handelt sich wirklich um Hinweise auf die Dreieinigkeit:

Bei der Rebellion des Menschen und der Ausweisung aus dem Paradies: “Siehe der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiss, was gut und böse ist.” (Gen 3,22)

Bei der Sprachenverwirrung in Babel: “Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!” (Gen 11,7)

Auch Jesaja 6,8 kann ein versteckter Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes sein, man beachte die Kombination aus Einzahl und Mehrzahl: “Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!”

Ganz interessant ist dann auch die Stelle wo eine Person “Gott” oder “HERR” genannt, aber deutlich von einer anderen Person unterschieden wird, welch auch Gott (hebr. Elohim) genannt wird: “Dein Thron, o Gott ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft, Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst: Diesen Vers wendet der Schreiber des Hebräerbriefs auf Jesus Christus an (Hebr. 1,8).

Dann schreibt David im Psalm 110,1: Der HERR sprach zu meinem Herrn: “Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füsse mache.” Selbst ohne neutestamentliche Theologie könnte man diesen Vers nicht anders verstehen als spreche Gott mit einem Gott. Nun ist es aber so, dass das Judentum ganz klar monotheistisch ist, es kann sich somit nicht um mehrere Götter handeln, wie versteht man diese Stelle also? Die Juden hatten und haben bis zum heutigen Tag grosse Probleme mit diesem Vers. Es ist also nicht verwunderlich, wenn uns Mattäus berichtet: “Niemand konnte ihm ein Wort entgegenhalten, noch wagte jemand von dem Tag an, ihn weiter zu befragen” (Mt 22,46). Wer nicht bereit ist die “Dreieinigkeit” ins Auge zu fassen, wird mit dieser Stelle Mühe haben.

In Jesaja 63,10 wirft Gott seinem Volk vor, dass sie gegen “seinen Geist” rebelliert und ihn betrübt haben. Geist Gottes und Gott Vater werden an dieser Stelle unterschieden, zudem wird dem Geist die selbe emotionale Fähigkeit zugeschrieben, wie dem Vater. Der Geist ist also auch hier bereits “Person”, denn eine Kraft oder eine Eigenschaft Gottes kann nicht betrübt werden und es kann gegen eine Kraft oder eine Eigenschaft auch nicht rebelliert werden, diese Dinge sind nur gegenüber einer Person möglich.

Auch interessant ist dabei die Stelle bei Hosea 1,7. Auch hier werden zwei verschiedene Perosnen genannt, die Juda retten werden: “Doch ich will mich erbarmen über das Haus Juda und will ihnen helfen durch den HERRN, ihren Gott; ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert, Rüstung, Ross und Wagen.” Mehr als eine Person wird hier genannt, einmal als “ich” und das zweite Mal, dass dieser, welche hier spricht, sie durch den HERRN, ihren Gott retten wird. Doch wer könnte über Gott in dieser Weise verfügen? Gott selbst musste das gesagt haben und das ist bei dieser Stelle auch absolut der Fall.

Immer wieder begegnet man im Alten Testament den Stellen, wo vom “Engel des Herrn” die Rede ist. Das Wort “Engel” (Hebr. Malak) bedeutet wörtlich “Bote”. Wenn dieser Engel des Herrn der Bote Gottes ist, dann ist er von Gott selbst zu unterscheiden. An vielen Stellen wird der Engel des Herrn mit einem geschaffenen Wesen verglichen. Aber es gibt einige Stellen, welche den Engel des Herrn “Gott” oder “HERR” nennen (Gen 16,13; Ex 3,2-3; 23,20-22; Num 22,35.38; Ri 2,1-2; 6,11.14). Der Engel des Herrn wird als an einigen Stellen von Gott unterschieden, aber selber als Gott bezeichnet. Das kann als weiterer Hinweis auf die Dreieinigkeit Gottes angesehen werden.

Die Personifikation der Weisheit im Buch der Sprüche deuten auch auf die Dreieinigkeit hin. Die Weisheit wird hier als eine Person behandelt, die aber getrennt von Gott aber dennoch völlig abhängig von ihm existiert. Der Weisheit wird Göttlichkeit zugeschrieben (Spr. 1,20ff; 9,1-6)

Ferner gibt uns auch das Konzept des Wortes Gottes einen Hinweis auf die Trinität. Die Rede Gottes wird als eigenständige Einheit beschrieben, die von Gott ausgeht und von ihm abhängig ist. Das Wort Gottes geht in die Welt hinaus, um Menschen mit dem Willen Gottes zu konfrontieren. Es bringt ihnen Führung, Gericht und Rettung (Ps 119,89; 147,15-20; Jes 55-11).

Auch einer der Namen Gottes weist drauf hin: Elohim ist die duale Form im hebräischen. Es steht sowohl für Götter, dann aber auch in der Verbform in Plural (bspw. in Deut 4,28): “Dort wirst du dienen den Götzen (Göttern = Elohim), die das Wer von Menschenhänden sind. Holz und Stein, die weder sehen noch hören noch essen noch riechen können“. Wenn aber vom wahren Gott die Rede ist, dann steht die Verbform im Singular, z.B. Gen 1,1: “Am Anfang schuf Gott (Elohim) Himmel und Erde”.

Der Eigenname des wahren Gottes Jahwe (das sog. Tetragramm יְהוָ֥ה ) wird im Alten Testament sowohl vom Vater wie auch vom Sohn beansprucht. Dieser Name wurde lange Zeit nicht ausgesprochen und man sprach dafür “Adonai” – zu Deutsch “HERR”, um den Namen Gottes nicht zu missbrauchen.

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will, der soll ein König sein, der wohl regierten und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: “Der HERR unsere Gerechtigkeit” (Jer 23,5-6).

So wie der Vater Jahwe heisst; so wird auch der Sohn Jahwe genannt.

Dreieinigkeit im Neuen Testament

Mit dem Kommen des Messias, dem Sohn Gottes in diese Welt beginnt ein neuer Abschnitt in Gottes Heilsgeschichte. Im Neuen Testament kommt daher noch deutlicher diese Einheit zum Vorschein. Die Evangelien und die Briefe trennen an vielen Stellen deutlich zwischen den drei Personen Gottes, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die Autoren des Neuen Testaments machen aber nicht nur auf die unterschiedlichen Personen, sondern auch auf die unterschiedlichen Funktionen aufmerksam und nennen die drei Personen Gottes auf ein und derselben Stufe. Aber auch hier sollen einige Stellen das verdeutlichen:

Die Taufformel

“Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern, und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.” (Mt 28,19).

Hier ist von einem Name die Rede, das bedeutet also dass sowohl Vater, Sohn als auch der Heilige Geist den gleichen Namen tragen. Bei Jesus haben wir uns schon damit beschäftigt, dass er wie auch der Vater den Namen JHWH trägt, aber auch der Heilige Geist wird hier eingeschlossen, sie werden nebeneinander auf gleicher Stufe behandelt.

Jesus Taufe

Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe. da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe (Mt 3,16-17).

Hier werden den drei Personen drei unterschiedliche Tätigkeiten zugeschrieben. Jesus lässt sich taufen, der Geist kommt in Form einer Taube auf ihn herab und dann ist da noch Gott der Vater, der über seinen Sohn spricht und ihn als seinen rechtmässigen Sohn bestätigt.

Segensformel bei Paulus

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! (2. Kor 13,13)

Hier werden Jesus, Gott (Vater) und der Heilige Geist mit drei verschiedenen Attributen bezeichnet: Gnade, Liebe und Gemeinschaft.

Ein Gott, verschiedene Gaben

Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem (1. Kor 12,4-6).

Dreieinigkeit im Epheserbrief

Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen (Eph 4,4-6).

Vgl. auch Philipper 2,5-11 und Kolosser 1,13-16.

Dreieinigkeit bei Johannes

Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wrid euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe (Joh 14,26).

Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit (Joh 1,14).

Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er es uns als Gebot gegeben hat. Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt: durch den Geist, den er uns gegeben hat. Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind! Denn viele falsche Propheten sind in die Welt hinausgegangen. Hieran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennt, ist aus Gott; und jeder Geist, der nicht Jesus bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt. Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, grösser ist als der, welcher in der Welt ist (Joh 3,23-4,4, vgl. auch 1Joh 5,4-10)

Dreieinigkeit im Hebräerbrief

Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; er, der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und Abdruck seines Wesens ist und alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt, hat sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt, nachdem er die Reinigung von den Sünden bewirkt hat; und er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie er einen vorzüglichen Namen vor ihnen ererbt hat (Hebr. 1,1-4).

Dreieinigkeit in der Grussformel der Offenbarung

Gnade euch und Frieden, von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, der der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten und der Fürst der Könige der Erde! Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut und uns gemacht hat zu einem Königtum, zu Priestern seinem Gott und Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. (Offb 1,4-6)

Auch hier wird wechselnd vom Vater, vom Sohn und vom Heiligen Geist gesprochen, die alle auf der gleichen Stufe stehen.

Erklärung der Dreieinigkeit

Die Bibel betont ganz deutlich: Da gibt es nur einen Erlöser (Jes 43,11; Hos 13,4), nur einen Schöpfer (Jes 44,24; 45,18; Kol 1,16; Offb 4,9-11), nur einen Retter (Hiob 19,25; Jes 47,4; 49,6-7; 54,5), nur einen, der auferweckt (Apg 1,22; 2,24; 4,33; 17,31-32; Röm 1,4; Phil 3,10).
Und dennoch identifiziert sie zwei oder drei Personen der Gottheit als Retter und Erlöser (Jes 63,16; Röm 8,11-15; 2. Thess 2,13; 1. Tim 1,1; 2. Tim 1,10; Tit 1,4) als Schöpfer (1. Mose 1,1-2; Hiob 33,4; Joh 1,3; Kol 1,13-17; Jak 1,17-18) und als der, der auferweckt (Mt 28,6-7; Joh 2,19-21; 10,17-18; Apg 2,32; Röm 1,4; 6,4; 8,11; Gal 1,1).

Das AT wie auch das NT enthält also viele Hinweise auf die drei Personen des einen Gottes. Trotzdem halten viele der Christen die Dreieinigkeit für eine unüberwindbare Schwierigkeit. Wie soll das logisch sein: drei Personen, ein Gott? Zugegeben stossen wir mit allen menschlichen Erklärungsversuchen an unüberwindbare Grenzen. Die Dreieinigkeit bleibt letztlich ein Geheimnis, für das es einzig und allein Hinweise in der Bibel gibt. Dennoch wollen wir uns an dieser Stelle einer Erklärung annähern. Teilen wir zuerst einmal die Lehre der Dreieinigkeit in ihre Einzelsätze auf:

  1. Gott existiert in drei Personen
  2. Jede Person ist voll und ganz Gott
  3. Es gibt nur einen Gott

Die Personen sind voneinander zu unterscheiden

Die Tatsache, dass Gott in drei Personen existiert und agiert, wird in der Bibel immer wieder deutlich erwähnt, wie wir bereits erkennen durften. Sie bedeutet, dass Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist voneinander zu unterscheiden sind. Diese Unterscheidung wird an verschiedensten Stellen der Bibel deutlich:

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war am Anfang bei Gott. (Joh 1,1-2).

Hier wird das Wort (Jesus Christus) deutlich vom Vater unterschieden. Ebenso geschieht das in Joh 17,24:

Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe der Grund der Welt gelegt war.

Der Vater hat den Sohn von aller Ewigkeit her geliebt. Die Vater Sohn Beziehung bestand also schon immer und sie ist nicht erst mit der Geburt (der Fleischwerdung) von Jesus Christus entstanden. Deshalb ist auch mehr eine Fleischwerdung als eine Geburt. Das Wort (der Logos – Jesus Christus), welches schon immer beim Vater war, wurde ein Mensch von Fleisch und Blut.

Jesus könnte nicht unser Hohepriester beim Vater sein, wenn er und der Vater ein und dieselbe Person wären:

Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürspreche bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist (1. Joh 2,1).

Auch der Heilige Geist wird deutlich von den anderen zwei Personen abgesetzt:

Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe (Joh 14,26).

Der aber die Herzen erforscht, weiss, was der Sinn des Geistes ist, denn er verwendet sich für Heilige Gott gemäss (Römer 8,27).

Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden (Joh 16,7).

Vater, Sohn und Heiliger Geist sind Gott

Ferner macht die Schrift auch klar, dass sowohl der Vater wie auch der Sohn und der Heilige Geist voll und ganz Gott sind.

Der Vater ist voll und ganz Gott

Dies wird schon in den ersten Versen der Bibel deutlich, wo Gott den Himmel und die Erde schafft und es ist offensichtlich in allen der vielen Stellen aus dem Alten und Neuen Testaments geht Gott als der souveräne Herrscher des Universums hervor und erweist sich als anbetungswürdiger Vater.

Der Sohn ist voll und ganz Gott

Jesus wird im Neuen Testament ausdrücklich als Gott bezeichnet (Joh 1,1.18;20,28; Röm 9,5; 1. Joh 5,20). So lesen wir auch in Ps 45,7- 8, wo der kommender Erlöser, der Sohn Gottes, angesprochen wird, wie Hebr 1,8- 9 bestätigt:

Dein Thron, o Gott, ist immer und ewig, ein Zepter der Geradheit ist das Zepter deiner Herrschaft. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehasst. Darum hat Gott dich, o Gott, mit Freudenöl vor deinen Gefährten gesalbt.

Jesus ist mit Gott im Wesen identisch (Phil 2,6- 11; vgl. Joh 10,30; 14,9; 17,5.24). Er besitzt die Eigenschaften Gottes wie Ewigkeit (Hebr 13,8; Mi 5,1), Liebe (Joh 15,9), Heiligkeit (1. Petr 1,15), Licht (Joh 8,12), Allgegenwart (Eph 4,10; Mt 28,20), Allwissenheit (Joh 1,47ff.; 2,24f.; 21,17) und Allmacht (Mt 8,26). Paulus und Petrus sprechen von „unserem Gott und Retter Jesus Christus (Tit 2,13; 2. Petr 1,1), während Petrus auch von „unserem Herrn und Retter Jesus Christus“ spricht (2. Petr 1,11). Dieser so genannte Hendiadyoin (im Griechischen steht jeweils nur einmal der Artikel vor zwei Substantiven, die mit einem „und“ verbunden sind) bringt zum Ausdruck, dass die zwei Substantive, die mit einem „und“ verbunden sind, eine Einheit bilden, d.h., dass für Paulus und Petrus Jesus Christus und Gott eine Einheit sind. So hatte Jesus bereits gesagt, dass er und der Vater eins sind (Joh 17,22) und: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh 14,9). Wie Gott ist Jesus „der Erste und der Letzte“ (vgl. Jes 44,6; 48,12 mit Offb 1,17; 2,8; 22,13). Jesus ist der Schöpfer und Erhalter der Welt (Joh 1,3; 1. Kor 8,6; Kol 1,16f.; Hebr 1,3). Wie Gott – Vater ewig ist, so ist auch der Sohn ewig (siehe Jes 9,5; Mi 5,1; vgl. Hebr 1,12 mit 13,8). Nur in Jesus Christus gibt es für die Menschen Rettung (Apg 4,12), wie es andererseits nur in Gott Rettung und Heil gibt (Jes 43,11). Die Gottheit des kommenden Erlösers wird direkt oder indirekt bereits im Alten Testament ausführlich bestätigt (vgl. z.B. Jes 7,14; 9,5f.; 10,21; Mi 3,8; 4,6- 8; 5,1; Sach 2,14- 16 13 ; 12,10; Jer 23,5).

Zu beachten sind in diesem Zusammenhang auch die alttestamentlichen Aussagen über den „Engel (d.h. Boten) Jahwes“, der einerseits mit Jahwe identisch ist (vgl. z.B. 1. Mose 31,11.13; 2. Mose 3,2.4f.; Ri 13,13ff.22) und andererseits doch von ihm unterschieden wird. Er hat Israel aus Ägypten befreit und mit ihnen einen Bund gemacht (Ri 2,1). Er wird im Alten Testament auch „Engel des Bundes“ genannt (Mal 3,1), weil er der verheissene Erlöser ist, der durch seinen Tod und seine Auferstehung einen „neuen Bund“ mit der Menschheit macht (vgl. Jes 31,31- 34). Dieser „Engel Jahwes“, der das Volk Israel während der Wüstenwanderung begleitete, ist der präexistente Messias Jesus, wie Paulus in 1. Kor 10,4 bestätigt (vgl. auch Jes 6,1 mit Joh 12,41). So können wir auch verstehen, dass Jahwe im Alten Testament gesehen wurde (z.B. 1. Mose 18,1ff.), obwohl kein Mensch während seines irdischen Lebens Gott – Vater sehen kann (Joh 1,18; 6,46; 1. Tim 6,16). Von diesem Engel sagt Gott in 2. Mose 23,20- 21:

Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, damit er dich auf dem Weg bewahrt und dich an den Ort bringt, den ich dir bereitet habe. Hüte dich vor ihm, höre auf seine Stimme und widersetze dich ihm nicht. Denn er wird euer Vergehen nicht vergeben, denn mein Name ist in ihm (vgl. auch 5. Mose 18,15- 18; Ri 2,1).

Wenn wir Jesus nicht als göttliche Person ansehen, stellen wir auch sein Erlösungswerk als vollkommenes Werk infrage bzw. machen es zu einem unvollkommenen Werk (das sehen wir deutlich bei den Jehovas Zeugen). Denn nur Gott kann den Menschen eine vollkommene Erlösung und ewiges Leben schenken. Warum wird Jesus, wenn er ewig ist, als „Erstgeborener jeder Schöpfung“ (Kol 1,15) oder als „Anfang der Schöpfung Gottes“ (Offb 3,14) bezeichnet? Zur ersten Stelle ist zu sagen, dass „Erstgeborener“ nicht als „Erstgeschaffener“ zu verstehen ist. „Erstgeborener“ bezeichnet die Stellung Jesu in der Schöpfung (vgl. 2. Mose 4,22; Hebr 12,23). Der Kontext schliesst deutlich aus, dass Jesus geschaffen wurde, weil durch ihn alles geschaffen worden ist, was geschaffen wurde (Kol 1,16f.). Zur zweiten Stelle ist zu Beachtung schenken, dass „Anfang“ nicht zeitlich im Sinn von „Erster“ zu verstehen ist, sondern kausal im Sinn von „Ur- Sache“. Die Frage nach der Ursache (griechisch: arche ) der Entstehung der Welt hat die griechische Philosophie ins Leben gerufen. Die Ursache der Schöpfung kann dabei selbst nicht auch geschaffen worden sein. In diesem Sinn schreibt Johannes, dass am Anfang (en arche ) der Logos (Wort, Vernunft) war, und dass der Logos bei Gott war, und dass der Logos, Jesus Christus (vgl. Joh 1,14), selbst Gott war (und ist), und dass durch denselben alles Geschaffene geworden ist (Joh 1,1- 3). Dass schliesst natürlich aus, dass Jesus selbst irgendwann „geworden“ ist. Warum aber spricht Ps 2,7 davon, dass er „gezeugt“ sei (vgl. auch Ps 110,3)? Der Begriff „gezeugt“ bezieht sich dem Kontext auf die Einsetzung zum König (vgl. V.6). Der Vers hat sich bei der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu erfüllt (vgl. Apg 13,33; vgl. auch Eph 1,20- 22). Das hat also nicht mit einer „ewigen Zeugung“ zu tun, wie das in der Kirchengeschichte gedeutet wurde. Zu beachten ist auch, dass Hebr 3,2 nicht sagt, Jesus sei „geschaffen“, sondern „gemacht“, nämlich zum Apostel und Hohenpriester (vgl. V.1). Ich möchte an dieser Stelle nochmals auf Jes 48,16 verweisen, wo wir lesen: „Tretet her zu mir und hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht, bin ich auf dem Plan. Und nun sendet mich Jahwe, der Herr, und sein Geist.“ Hier spricht „der Erste und der Letzte“ (V.12), der „die Grundmauer der Erde gelegt“ und dessen Rechte „die Himmel ausgespannt“ haben, der ihnen zuruft, „und allesamt stehen sie da“ (V.13). Wer also von Anfang an nicht im Verborgenen gesprochen hat und nun von Jahwe und seinem Geist gesandt wird, ist selbst Gott, der Schöpfer aller Dinge. Es ist aber auch gleichzeitig der „Knecht Jahwes“, der von Gott ausgesandt wird, um Israel und den Heiden das Heil zu bringen (siehe Jes 49,1ff.). Damit wird bereits sehr deutlich im Alten Testament bezeugt, dass der kommende Erlöser der Schöpfer aller Dinge und somit Gott gleich ist.

Der Heilige Geist ist voll und ganz Gott

Dass der Geist Gottes göttlich ist und damit zur Gottheit gehört, steht ausser Frage (vgl. z.B. Apg 5,3f.). Er ist der „Geist Gottes“ (2. Chr 15,1), der „Geist Jahwes“ (Jes 11,2), der „Geist des Herrn“ (Jes 61,1), der „Geist des Vaters“ (Mt 10,20), der „Geist Jesu“ (Apg 16,7), der „Geist Christi“ (Röm 8,9) und der „Geist seines Sohnes“ (Gal 4,6).8 Er besitzt die Eigenschaften Gottes wie Ewigkeit (Hebr 9,14), Allwissenheit (1. Kor 2,10f.; Joh 14,26), Allmacht (Lk 1,35) und Allgegenwart (Ps 139,7- 10). Es stellt sich aber die Frage, ob der Heilige Geist auch eine eigenständige Person der Gottheit oder z.B. nur die Kraft Gottes ist. die Wiedergeburt bewirkt (Joh 3,5; Tit 3,5), sich unserer Schwachheit annimmt (Röm 8,26), Gnadengaben austeilt (1. Kor 12,11) und dass man ihn betrüben kann (Eph 4,30; Jes 63,10). In Jes 48,16 (siehe Jes 48,12- 16 und Jes 63,7- 14) lesen wir: „Tretet her zu mir und hört dies! Ich habe von Anfang an nicht im Verborgenen geredet; von der Zeit an, da es geschieht, bin ich auf dem Plan. Und nun sendet mich Jahwe, der Herr, und sein Geist.“ Hier spricht der präexistente (d.h. der bereits vor der Menschwerdung und vor der Schöpfung der Welt seit ewig existierende) Messias Jesus, der von Gott – Vater und vom Geist Gottes gesandt wird. Außerdem gibt es Stellen, die den Heiligen Geist ausdrücklich von der Kraft Gottes unterscheiden (siehe Lk 1,35; 4,14; Apg 1,8; 10,38).

Es gibt nur einen Gott

Bis zu diesem Punkt wäre die Sache ja noch einfach zu erklären. Wir kamen zum Schluss, dass es drei verschiedene Götter gibt: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Aber dies ist nicht das, was uns die Bibel als gesamtes lehrt. Sie lehnt jede Form des Polytheismus ab und zeigt sehr deutlich, dass es nur einen Gott gibt und nicht deren drei!

Eines der ersten, wichtigsten und bekanntesten Bekenntnisse des jüdischen Volkes, das die Einheit Gottes bestätigt, finden wir in Deut 6,4-5:

Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.

Wenn Moses in Ex 15,11 singt, “HERR, wer ist dir gleich unter den Göttern?” Wer ist dir gleich, der so mächtig, heilig, schrecklich, löblich und wundertätig ist?”, dann gibt es darauf nur eine Antwort: Keiner! Gott ist einmalig, nichts und niemand kann sich mit ihm vergleichen. Es gibt keinen anderen Gott (1. Kön 8,60). Wenn Gott spricht dann spricht er von einem einzigen Gott, einem Gott, der nicht unter drei verschiedenen Göttern gepriesen werden will.

Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, kein Gott ist ausser mir. Ich habe dich gerüstet, obgleich du mich nicht kanntest, damit man erfahre in Ost und West, dass ausser mir nichts ist. Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr (Jes 45,5-6).

Auch das Neue Testament bestätigt: Es gibt nur einen einzigen Gott:

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Jesus Christus (1. Tim 2,5).

Denn Gott ist einer (Röm 3,20).

So haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir zu ihm (1. Kor 8,6).

Du glaubst, dass nur einer Gott ist? Du tust recht daran (Jak 2,19).

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Zusammenfassung

Wer immer eine der drei Aussagen,

  1. Gott existiert in drei Personen
  2. Jede Person ist voll und ganz Gott
  3. Es gibt nur einen Gott

verneint, landet in einer sektiererischen Lehre über die Person Gottes. Wer verneint, dass Gott in drei Personen existiert, erkennt die unterschiedlichen Funktionen der drei Personen nicht. Wer verneint, dass jede Person der Dreieinigkeit voll und ganz Gott ist, verneint die Göttlichkeit Jesus oder des Heiligen Geistes. Wer verneint, dass es nur einen einzigen Gott gibt, vertritt am Ende einen Mehrgötterglauben. Die bisherigen Ausführungen könnten wir mit folgendem Diagramm darstellen:

Menschliche Versuche, die Dreieinigkeit zu illustrieren

Durch die gesamte Geschichte der Christenheit wurde immer wieder der Versuch unternommen, die sehr schwierige Lehre der Dreieinigkeit Gottes anhand von Analogien aus der menschlichen Erfahrung oder aus der Schöpfung zu erklären. Obschon diese Erklärungsversuche sicher im Grundsatz hilfreich sind, leben sie alle mit einem grossen Manko und führen nicht selten auf eine falsche Fährte. Alle Versuche, die Dreieinigkeit zu erklären, müssen deshalb scheitern, weil sie etwas Übernatürliches mit natürlichen Mitteln illustrieren wollen. Die Dreieinigkeit Gottes übersteigt die Dimensionen unseres menschlichen Verstandes oder unserer menschlichen Erfahrung. Wir sind und bleiben durch unser Weltbild begrenzt. Jeder menschliche Vergleich der Dreieinigkeit scheitert an irgend einem Punkt. Das sollen einige Beispiele verdeutlichen:

a)      “Die Dreieinigkeit ist mit der verwandtschaftlichen Beziehung von Vater, Sohn und Grosskind zu vergleichen.” – Diese Illustration zeigt zwar tatsächlich eine Existenz in drei verschiedenen Stufen, aber sie versagt, wenn sie die völlige Einheit verdeutlichen soll.

b)      “Die Dreieinigkeit ist mit Wasser zu vergleichen. Bei einer gewissen Temperatur kann sich Wasser in Eis, Flüssigkeit oder Dampf verwandeln. Wasser kann also alle drei Formen ausmachen und trotzdem seine eigene Substanz behalten.” – Man muss diesem Vergleich entgegenhalten, dass Wasser nie gleichzeitig Eis, Flüssigkeit und Dampf sein kann.

c)      “Dreieinigkeit ist mit der Sonne zu vergleichen. Die Sonne ist gleichzeitig ein Stern, eine Lichtquelle und eine Wärmequelle. Wir sehen das Licht und können ihre Wärme spüren, ohne mit ihr in Kontakt zu treten. Licht und Wärme offenbaren die Eigenschaften der Sonne, wie Gott uns den Sohn und den Heiligen Geist offenbart.” – Aber die Hitze der Sonne ist nicht eine eigenständige Einheit, sondern gehört zum Lichtspektrum der Sonne. Weiter ist auch die Wärmeenergie nicht eine exakte eigenständige Einheit der Sonne.

d)      “Mit der Dreieinigkeit verhält es sich ähnlich wie mit Licht, Wärme und Luft. Jedes Element besitzt seine eigenen physikalischen Eigenschaften und doch sind sie alle notwendig zum Leben.” – Aber auch hier gilt: Wärme gehört zu Licht, ist nicht eigenständig vorhanden. Auch wird hier die Einheit nicht illustriert, denn Licht, Wärme und Luft besitzen völlig verschiedene Eigenschaften.

e)      “Dreieinigkeit ist unserer menschlichen Einheit aus Körper, Seele und Geist ähnlich.” – Jedoch sind Seele/Geist nicht deutlich unterscheidbar. Zudem kann der Körper nicht ohne Seele/Geist leben, aber die Seele ohne den Körper.

f)       “Mit der Dreieinigkeit verhält es sich wie mit einem Mann, der verschiedene Funktionen ausüben kann. Ein Mann kann gleichzeitig Bauer, Bürgermeister und Ältester seiner Gemeinde sein.” – Aber hier handelt es sich um eine einzige Person, die diese Funktion nur zu verschiedenen Zeiten ausüben kann.

Die einzige Analogie, die die Bibel uns beschreibt, ist das Vater-Sohn-Verhältnis. Allerdings unterscheidet sich diese Beziehung fast in jeder Hinsicht von unserer menschlichen Vater-Sohn-Beziehung.

Konfrontation unterschiedlichster Lehren

Die frühe Kirche und die Gläubigen waren früh mit den unterschiedlichsten Problemen konfrontiert worden. Zum einen fand in den ersten Jahrhunderten eine starke Christenverfolgung statt, dann waren in späteren Jahrhunderten verschiedenste Schriften im Umlauf und man musste entscheiden welche Schriften man nun grundsätzlich in den Kanon aufnimmt, gewisse Kriterien mussten da erfüllt sein. Ein weiteres Problem waren die Lehren die entstanden. Eine betraf die Frage nach der Gottheit. Es musste daher schon recht früh die Dreieinigkeit oder die Trinitätslehre formuliert werden und sie wurde dann auch verbindlich als Glaubensbekenntnis aufgenommen. Natürlich tat man sich erst schwer mit der Formulierung, aber man war auf dem richtigen Weg, denn man musste sich gegen die folgenden Irrlehren abgrenzen:

Tritheismus

Diese Glaubensform verneint die Aussage, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Vielmehr glauben die Vertreter des Tritheismus, dass es drei Götter gebe, die in enger Beziehung zueinander stünden wie etwa Petrus, Jakobus und Johannes. In der Kirchengeschichte waren es immer nur wenige Personen, die eine tritheistische Dogmatik vertraten. Natürlich steht der Tritheismus in enger Verwandtschaft mit dem heidnischen Vielgötterglaube (Polytheismus).

Diese Lehre vernachlässigt jedoch die Einheit Gottes völlig! Es gibt nur einen Gott! Zudem stellen sich hier auch praktische Fragen: Es gibt keine absolute Loyalität oder Anbetung zu einem wahren Gott. Welchen Gott sollen wir als den Höchsten verehren? Den Vater? Den Sohn? Den Heiligen Geist? Auch wenn diese Lehre heute kaum unter Christen vertreten ist, so schwebt doch manchmal eine gewisse Form des Tritheismus in den evangelikalen Köpfen, wenn vom Vater, dem Sohn und vom Heiligen Geist so gesprochen wird, als wären es praktisch unabhängige Personen, von denen jede tut, was ihr gefällt. Die absolute Einheit Gottes wird vielerorts zu wenig betont.

Modalismus

Diese Lehre geht zurück auf Sabellius (200 n.Chr.), deshalb wird sie manchmal auch Sabellianismus genannt. Er lehrte gerade das Gegenteil der Tritheisten. Obschon Sabellius vom Vater, Sohn und Heiligem Geist sprach, verstand er darunter nur drei verschiedene Erscheinungsformen (Modi, deshalb Modalismus) von Gott. Im Alten Testament erscheint Gott vor allem als Vater, in den Evangelien als Sohn und nach Pfingsten als Heiliger Geist. Es ist also immer die ein und selbe Person, die sich nur in verschiedenen Formen den Menschen offenbart.

Natürlich gibt der Modalismus befriedigende Antworten und Lösungen bezüglich der absoluten Einheit Gottes. Er gibt eine logische Erklärung zu Aussagen wie: “Ich und der Vater sind eins (Joh 10,30). Aber der Modalismus erklärt in keiner Weise die gegenseitige Beziehung innerhalb der Dreieinigkeit. Diese Lehre muss natürlich das gleichzeitige und doch unterschiedliche Werk der drei Personen Gottes ablehnen. Aber wie ist es dann möglich, dass bei der Taufe Jesu der Vater vom Himmel her spricht, der Sohn sich taufen lässt und der Heilige Geist auf Jesus kommt? Wie kann beim Modalismus der Vater im Himmel seinen Sohn auf diese Erde schicken? Welchen Sinn hat das Gebet des Sohnes zu seinem Vater? Der Modalismus verliert das Herz christlicher Theologie. Wenn der Vater und der Sohn dieselbe Person sind, dann kann Jesus Christus unmöglich die gerechte Strafe an unserer Stelle auf sich nehmen und so Gottes Zorn zufriedenstellen.

Arianismus

Arius, Bischof von Alexandria, lehrte eine Unterordnung vom Sohn unter den Vater. Dadurch verleugnete er schliesslich auch die Gottheit von Jesus. Arius geht von einem philosophischen Gottesbegriff aus. Es ist undenkbar, dass Gott sein Wesen irgendeinem anderen überträgt, da er der Einzige und Unteilbare ist. Auch die Entstehung des Logos, seines Sohnes, ist nur durch einen Schöpfungsakt denkbar. Christus kann somit nach Arius nicht Gott im eigentlichen Sinn sein, sondern muss der Schöpfung angehören. Die Folge ist, dass Christus als ein Mittelwesen zwischen Gott und Menschen verstanden wird, in der Zeit oder vor der Zeit erschaffen. Arius verneint also die Ewigkeit und Präexistenz des Sohnes und schreibt ihm göttliche Attribute nur als Ehrenbezeichnungen zu. Weil Jesus geschaffen sei, bedeute dies eine niedrigere Stellung für ihn. Es gab also eine Zeit, in der Christus nicht existierte. Arius bezog sich vor allem auf Stellen, die von der Zeugung bzw. vom “geboren werden” Christi sprechen ( Joh 1,14; 3,16; 1. Joh 4,6). Wenn Christus geboren wurde, so folgte er, dann sei er von Gott geschaffen worden. Ferner berief sich Arius auf Kol 1,15 wo Christus als der “Erstgeborene aller Schöpfung” bezeichnet wird.

Aber die Stellen, die von der Zeugung und Geburt Jesu reden, meinen nicht, dass der Sohn Gottes ein geschaffenes Wesen ist. Ebenso bedeutet die Kolosserstelle nicht, dass Jesus als Erster der Schöpfung geschaffen wurde, sondern, dass er der gesamten Schöpfung als Herrscher vorsteht, wie ich das bereits im Teil der christologischen Aspekte erwähnt hab. Der Sohn existiert ewig, wie der Vater ewig ist.

Arius’ Lehre wurde auf dem Konzil zu Nicäa, 325 n. Chr. verworfen. Besonders zwei Angklagen erhob man dort gegen Arius:

  • Er führe den Glauben an mehrere Götter und die Verehrung des Erschaffenen ein.
  • Er zerstöre die Grundlage des Heils durch die Leugnung der Gottheit Christi, denn wenn Christus nicht Gott ist, dann vermag er auch die Erlösung nicht zu vollbringen.

Zusammenfassend hielt man auf dem Konzil zu Nicäa folgendes Bekenntnis zu Christus fest:

“Geboren vom Vater, eingeboren, das heisst von des Vaters Wesen, Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott vom wahrhaftigen Gott, geboren, nicht geschaffen, mit dem Vater ein einerlei Wesen (homoousios[2]).”

“Die da sagen: es gab eine Zeit, da er nicht war, und ehe er geboren ward, war er nicht, und dass er aus dem ward, was nicht ist, oder die ihn für eine andere Hypostase oder Wesen halten oder sagen, Gottes Sohn sei geschaffen oder veränderlich, die verdammt die allgemeine Kirche”.

Hier ist noch anzufügen, dass die Gemeinde Jesu die Aufgabe hat, klar zu prüfen und sich von Irrlehren zu distanzieren und auch hat die Gemeinde die Aufgabe solche, welche falsche Lehren verbreiten zur Rede zu stellen und aus der Gemeinde auszuschliessen. Sicherlich wurden auch viele Entscheidungen getroffen, die nicht wirklich korrekt waren, es wurden auch in der Kirche selbst Lehren geduldet, welche höchst fragwürdig sind. Doch hinsichtlich der Dreieinigkeit, denke ich, ist die Kirche zu einem richtigen Urteil gekommen.

Auf dem Konzil von Konstantinopel 381 (später das Zweite Ökonomische Konzil genannt), wurde der Beschluss von Nicäa noch einmal bestätigt.

Einer der bedeutensten Gegner des Arianismus war Athanasius (gest. 373). Seine Hauptargumente sind folgende:
Wenn die Lehre des Arius richtig ist, dass Christus nur ein erschaffenes Wesen und nicht gleichen Wesens wie der Vater ist, dann wäre die Erlösung eine Unmöglichkeit, denn Gott allein ist der Erlösende, und er ist in die Menschheit hinabgestiegen, damit wir vergöttlicht werden. Der Logos gehört nicht zur Schöpfung, sondern hat Anteil an der gleichen Gottheit wie der Vater. Athanasius überwindet auch den subordinatianischen Gedankengang (siehe Kapitel 5.4). Der Logos ist kein zweiter Gott, er steht nicht unter dem Vater als ein von ihm emaniertes Geistwesen. Der Vater und der Sohn bilden eine Gottheit.

Die Theologen, die das Erbe des Athanasius weitergeführt und bei der Ausformulierung der Trinitätslehre mitgewirkt haben, waren die drei Kappadozier Basilius der Grosse (gest. 379, Gregor von Nyssa (gest. um 394) und Gregor von Nazianz (gest. 390). Man Pflegt ihre Formulierung der Trinitätslehre in folgender Formel zusammenzufassen:

“Mia ousia treis hypostaseis” (ein Wesen, drei Personen).

Der Vater ist agennetos (nicht genoren), der Sohn ist vom Vater geboren, der Geist geht vom Vater durch den Sohn aus. Durch die Unterscheidung von “ousia” und “hypostasis” hat man mit Hilfe einer philosophischen Terminologie versucht, die göttliche Natur und die drei Personen an sich zu beschreiben. Dass es sich hier um Dinge handelt, die im übrigen nicht näher erklärt werden können, sondern die Grenzen unserer Erkenntnis überschreiten (mysterium trinitatis), wird von den damaligen Theologen gleichzeitig mit Nachdruck betont.

Subordination

Als die Kirche die Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater bestätigte, schloss sie auch gleichzeitig die Lehre der Unterordnung des Sohnes unter den Vater aus. Der frühe Kirchenvater Origenes (185-254) vertrat eine Form des Subordinationsismus. Für ihn war der Sohn von geringerer Bedeutung als der Vater. Der Grossteil der Kirche folgte ihm in diesem Punkt nicht und verwarf seine Lehre diesbezüglich auf dem Konzil zu Nicäa.

Adoptionismus

Diese Lehre geht davon aus, dass Jesus bis zu seiner Taufe als völlig normaler Mensch gelebt hat, aber bei der Taufe als Sohn Gottes adoptiert wurde. Damit schliesst man die ewige Existenz von Jesus aus. Auch ist für die Vertreter dieser Lehre Jesus nicht das erhöhte und übernatürliche Wesen. Selbst wenn Gott Jesus adoptiert hat, bedeute dies noch lange nicht, dass er eine göttliche Natur besitze. Jesus ist nicht wahrer Gott, sondern nur mit göttlichen Attributen ausgerüstet. Der Adoptionismus konnte sich nie auf breiter Front durchsetzen. Diese Lehre galt von Beginn an als sehr ketzerisch. Heute fallen natürlich sehr viel Theologen und Christen in die Kategorie der Adoptionisten, wenn sie von Christus als einem besonders bevollmächtigten Mann Gottes sprechen, einem Menschen, der ganz in der Nähe Gottes lebte, aber nicht Gott war.

Die Notwendigkeit der Ausformulierung

Wie wir aufgrund der Konfrontation mit verschiedenen Lehren in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte erkennen war eine Ausformulierung einer gesunden Lehre von grosser Bedeutung, weil jede nicht korrekte Form auf die eine oder andere Weise das Erlösungswerk Christi in Frage stellt oder gar zunichtemacht. Wenn nicht alle drei Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) wahrer Gott sind, dann gibt es keine Rettung für die Menschen.

Die Beziehung und Funktion innerhalb der Dreieinigkeit

Die christliche Lehre der Dreieinigkeit lehrt und zwar, dass alle drei Personen der Dreieinigkeit Gott sind und sie zusammen eine völlige Einheit bilden. Alle drei Personen der Trinität verfügen über die gleichen göttlichen Attribute wie Allmacht, Gerechtigkeit oder Heiligkeit. Dennoch finden wir in der Bibel unterschiedliche Funktionen für Vater, Sohn und Heiliger Geist. In welcher Beziehung stehen nun die Personen Gottes? Gibt es eine gewisse Ökonomie (Verwaltung Funktion) innerhalb der Dreieinigkeit? Wenn ja, was sind die verschiedenen Aufgaben von Vater, Sohn und Heiliger Geist?

Funktionen innerhalb der Dreieinigkeit

Wenn wir die Bibel studieren, stellen wir fest, dass zwar ständig die Einheit Gottes betont wird, aber die drei Personen der Dreieinheit dennoch unterschiedliche Aufgaben innerhalb der Heilsgeschichte erfüllen. In der Theologie benutzt man dafür auch den Fachbegriff “Ökonomie der Trinität”. Während der Vater eher als der unergründliche und “weitabgeschiedene” beschrieben wird, zeigt sich der Sohn als die Person, die der Welt zugewandt ist. Der Heilige Geist wiederum wird als die Person beschrieben, die praktisch als Jesu Stellvertreter auf der Erde waltet. Wenn wir z.B. die Schöpfung oder die Erlösung betrachten, stellen wir unterschiedliche Funktionen der Personen Gottes fest:

  • Der Vater sprach die schöpfenden Worte um dieses Universum ins Dasein zu rufen (Gen 1,3).
  • Es war aber der Sohn, das ewige Wort Gottes, der diesen göttlichen Befehel ausführte: “Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist” (Joh 1,3). Paulus schreibt: “Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen” (Kol 1,16; vgl. Ps 33,6.9; 1. Kor 8,6; Hebr 1,2).
  • Der Heilige Geist war wiederum auf eine andere Art und Weise aktiv. Er schwebte über dem Wasser, um Gottes Gegenwart zu manifestieren (Gen 1,2).

Bei der Erlösung der Menschen werden nicht nur unterschiedliche Wirkungen beschrieben, es schwingt zudem noch eine gewisse chronologische Abfolge mit:

  • Der Vater plant die Erlösung von Ewigkeit her und sandte seinen Sohn in diese Welt (Joh 3,16; Gal 4,4; Eph 1,9-10).
  • Der Sohn gehorte dem Vater und vollbrachte die Erlösung für uns (Joh 6,38; Hebr 10,5-7 etc.). Es war nicht der Vater, noch der Heilige Geist, der für uns starb, sondern der Sohn. Dies war das besondere Werk des Sohnes.
  • Nachdem Jesus in den Himmel zurückgekehrt war, wurde der Geist vom Vater und Sohn auf diese Erde gesandt, um die Erlösung auf uns anzuwenden (Joh 14,26; 16,7; 15,26). Es ist das spezielle Werk des Heiligen Geistes uns zu erneuern, uns neues Leben zu schenken und uns zu heiligen (Joh 3,5-8; Röm 8,13; 15,16; 1. Petr 1,2). Der Heilige Geist rüstet uns auch zum Dienst aus (Apg 1,8; 1. Kor 12,7-11). Allgemein können wir sagen, dass der Heilige Geist das vom Vater geplante und vom Sohn begonnene Werk zu Ende führt.

Obschon der Vater, der Sohn und der Heilige Geist alle dasselbe Wesen besitzen und voll und ganz Gott sind (Joh 17,21), üben sie dennoch unterschiedliche Funktionen aus.

Es gibt aber auch Funktionen, die z.B. der Sohn und der Heilige Geist gemeinsam ausüben. Hier ist bspw. die Fürbitte für die Gläubigen zu erwähnen (Röm 8,26-27; Röm 8,31ff., Hebr 7,25).

Der Sohn und der Heilige Geist sind dem Vater in ihrer Gottheit gleich, aber in ihrer Funktion unterordnen sie sich dem Vater (Joh 6,57). Es scheint, dass diese funktionale Unterordnung bis in alle Ewigkeit fortbestehen wird, denn Paulus schreibt:

Wenn dann alles unter die Herrschaft von Christus gestellt ist, wird er selbst, der Sohn, sich dem unterstellen, der ihn zum Herrn über alles gemacht hat. Und dann ist Gott alles in allen. (1. Kor 15,28).

Die Beziehung zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist ist ewig

Einige Verse der Bibel weisen auf eine ewige und gleich bleibende Beziehung innerhalb der Dreieinigkeit hin:

Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus! Gepriesen sei er für die Fülle des geistlichen Segens, an der wir in der himmlischen Welt durch Christus Anteil bekommen haben. Denn in Christus hat er uns schon vor der Erschaffung der Welt erwählt mit dem Ziel, dass wir ein geheiligtes und untadeliges Leben führen, ein Leben in seiner Gegenwart und erfüllt von seiner Liebe. (Eph 1,3-4).

Gott hat uns vor aller Ewigkeit (vor der Erschaffung der Welt) in Christus erwählt.

Eure Erwählung entspricht dem Plan, den Gott, der Vater, schon vor aller Zeit gefasst hat – dem Plan, euch durch das Wirken seines Geistes zu seinem heiligen Volk zu machen, zu Menschen, dich sich Jesus Christus im Gehorsam unterstellen und durch sein Blut von aller Schuld gereinigt werden1. Euch allen ´wünsche ich` Gnade und Frieden in reichstem Mass! (1. Petr 1,2)

Die ewige Erwählung wird hier im Zusammenhang der verschiedenen Funktionen des Geistes und des Sohnes erwähnt.

Wenn nun Gott seinen einzigen Sohn in diese Welt sandte (Joh 3,16-17), weist dies darauf hin, dass vorher schon eine Vater-Sohn-Beziehung bestand, vgl. auch Gal 4,4.

Auch die Schöpfung wird im Zusammenhang mit der Funktion des Vater, des Sohnes und des Heiligen Geistes erwähnt. Die Beziehung der drei Personen bestand daher schon vor der Schöpfung.

Wir finden zwar die unterschiedlichsten Funktionen von Vater, Sohn und Heiliger Geist innerhalb von Gottes Heilsgeschichte, aber diese Heilsgeschichte beginnt ausserhalb unserer Zeitdimension mit Gottes Erwählungshandeln vor Ewigkeit. Diese stellen sind allgemein schwierig zu verstehen – es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, nun noch speziell auf Aspekte der absoluten Souveränität Gottes und dem Willen des Menschen einzugehen. Doch was wir sehen ist, dass die Geschichte von Vater, Sohn und Heiliger Geist vor Raum und Zeit begann. Innerhalb der Heilsgeschichte waren die Aufgaben der Erwählung, das Erlösungswerk von Jesus Christus, wie auch das Handeln des Heiligen Geistes bereits vor Grundlegung der Welt definiert. Gott überlegte sich nicht erst beim Sündenfall einen neuen Plan, er hatte bereits vorgesorgt.

Noch einmal: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sind in ihrem Wesen und ihrer Natur völlig gleich. Der einzige Unterschied zwischen den Personen können wir anhand ihrer Funktion ausmache. Man spricht deshalb auch von “ontologischer Gleichheit, aber ökonomischer Subordination”[3].

Die Beziehung zwischen den drei Personen zueinander

Wir haben gesehen, dass die drei Personen Gottes unterschiedliche Funktionen ausüben und es in diesen Funktionsweisen sogar eine gewisse Unterordnung gibt. Dennoch halten wri fest, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Drei Personen – ein Gott! Wie können aber in einem Wesen drei Personen existieren? Und wie sieht deren Beziehung zueinander aus?

Grudem[4] versucht diesen Sachverhalt so darzustellen:

Vater, Sohn und Heiliger Geist sind voll und ganz Gott. Der Sohn besitzt also nicht nur eine teilweise Göttlichkeit. ER ist auch nicht nur zu einem Drittel Gott. Es wäre deshalb falsch sich Gott gemäss unten stehenden Bild vorzustellen:

Es ist nicht so, dass jede Person nur je ein Drittel der Gottheit ausmacht. Vielmehr ist jede Person Gott in ganzer Person und Wesen. Der Sohn ist dem Vater absolut gleich und auch der Heilige Geist ist dem Vater und dem Sohn gleich. Der Vater ist das ganze Wesen Gottes, der Sohn ist das ganze Wesen Gottes und der Heilige Geist ist das ganze Wesen Gottes. Das bedeutet aber nun auf der anderen Seite auch nicht, dass jede Person noch etwas zu seinem göttlichen Wesen hinzugefügt bekommt, um sich von den anderen Personen der Dreieinigkeit zu unterscheiden. Grafisch dargestellt sähe dies so aus:

Es ist vielmehr so, dass jede Person der Dreieinigkeit alle Attribute Gottes besitzt. Keine Person besitzt eine Wesenseigenschaft, die nicht auch die anderen besitzen. Auf der anderen Seite müssen wir aber auch festhalten, dass es sich um reale Personen handelt. Es ist nicht einfach die gleiche Person, die sich in verschiedenen Formen offenbart. Dies käme der Irrlehre des Modalismus gleich. Die folgende Grafik wäre also falsch, um das innertrinitarische Verhältnis zu illustrieren:

Wir müssen uns das Verhältnis innerhalb der Dreieinigkeit so vorstellen, dass die Realität der Personen aufrechterhalten bleiben und jede Person in Beziehung zu der anderen steht wie ein Ich, Du und Er. Der Unterschied besteht daher nicht im Wesen oder Sein, sondern in der Beziehung. Diese Vorstellung liegt natürlich unserer menschlichen Erfahrung fern, denn eine unterschiedliche Person ist auch ein unterschiedliches Wesen. Aber Vater, Sohn und Heiliger Geist sind im Wesen völlig identisch, sie unterscheiden sich nur in ihrer Beziehung zueinander und in der Beziehung zu der Schöpfung. Grafisch liesse sich das vielleicht am besten so darstellen:

Sowohl Vater, Sohn und Heiliger Geist bilden eine Einheit. Jede Person ist für sich allein voll und ganz Gott. Die gestrichelte Linie ist deshalb nur als ein Hinweis auf die Beziehung untereinander zu verstehen, nicht als Unterteilung des Wesens Gottes. Der Kreis repräsentiert Gottes Sein, während die gestrichelte Linie eine Form der persönlichen Beziehung innerhalb der Dreieinigkeit, aber nicht einen Unterschied im Wesen markiert.

Aus dem oben genannten können wir entnehmen, dass die drei Personen der Gottheit eine gegenseitige Beziehung pflegen. In der Bibel lesen wir z.B., dass sie sich gegenseitig ehren. Der Vater verherrlicht den Sohn (Mt 3,17; 17,5; Joh 5,23). Jesus ehrt den Vater (Joh 5,19.30-31; 12,28). Der Heilige Geist ehrt den Sohn (Joh 15,26; 16,8-10.14). Es ist auch so, dass zwischen den Personen der Dreieinigkeit keinerlei Rivalität herrscht.

Schlussgedanke

Auch wenn die Lehre der Dreieinigkeit oder Trinität nicht leicht zu verstehen und manchmal auch zu begründen ist, so ist sie doch sehr zentral. Wer die Dreieinigkeit leugnet, verlässt den sicheren Boden biblischer Aussagen und vertritt eine falsche Lehre. Besonders innerhalb der Soteriologie kann die Verneinung verheerende Folgen haben. Ich hoffe diese Arbeit konnte helfen die Lehre der Dreieinigkeit besser zu verstehen, die selbstverständlich in ihrer Formulierung schwierig, in der Christenheit umstritten ist, und uns im Denken auch an unüberwindbare Grenzen führt.

[1] LXX – 1. Makk 10,19; 11,31

[2] Zwei sehr ähnliche griechische Begriffe rückten in den Anfängen der Kirche in den Mittelpunkt der Diskussion. Die Frage lautete: Ist Christus mit Gott “homoousios” oder bloss “homoiousios”. Das Präfix macht den grossen theologischen Unterschied: homo bedeutet “gleich”, homoi heisst hingegen “ähnlich”. Für die frühe Kirche war sehr schnell klar, dass Christus Gott gleich und nicht nur ähnlich ist.

[3] von einer “existenziellen (seienden) Gleichheit, aber einer funktionalen Unterordnung (od. Unterordnung bezüglich der Funktion innerhalb der Dreieinigkeit)”

[4] Grudem Wayne. Systematic Theology. Grand Rapids: Zondervan, 1994, S.253-255