Hören, Verstehen und Handeln
Jeder, der schon mal etwas Neues lernen musste, sei es in der Schule oder bei der Arbeit, kennt dieses vorgehen.
Zuerst wird ihm etwas erklärt, dann muss man es Verstehen und erst, wenn man Verstanden hat, sollte man Handeln und es ausführen.
Würde jemand einfach anfangen mit einer Motorsäge herum zu sägen, ohne dass er verstanden hat, für was diese ist oder wie man diese sicher bedient, dann würde es wohl zu einer grösseren Katastrophe kommen.
Wir brauchen also jemanden, der uns die Motorsäge zuerst erklärt. Uns deren Einsatz und Handhabung beschreibt und wenn nötig vorführt. Wenn dieser jemand, dann auch noch ein bisschen verstand hat, dann wird er die Motorsäge erst aushändigen, wenn er sich sicher ist, dass wir es verstanden haben und diese nun richtig handhaben können.
Auch im Glauben ist dieses Vorgehen nötig. Auch hier brauchen wir Lehrer, welche uns das Wort Gottes auslegen und erklären. Wir sollten erst zur Tat schreiten, wenn wir verstanden haben, ansonsten kann es zu Katastrophen kommen.
Ein schönes Beispiel für das Praktische anwenden, finden wir im Nehemia.

Nehemia 8
8 Und sie lasen aus dem Buch des Gesetzes Gottes deutlich vor und erklärten den Sinn, so daß man das Gelesene verstand.

Das Volk wurde von Esra unterwiesen, einer der wohl herausragendste Prediger des Alten Testamentes. Esra, hat sein Leben, dem Studium, Ausführung und Auslegung von Gottes Wort gewidmet

Esra 7
10 Denn Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, das Gesetz des Herrn zu erforschen und zu tun, und in Israel Gesetz und Recht zu lehren.

Das Wort wurde also nicht einfach von Jemandem vorgelesen und das Volk musste selbst schauen, was es damit anfangen sollte. Sondern es wurde von einem Profi ausgelegt und erklärt, sodass es verstanden werden konnte.
Das Wort Gottes ist nicht immer selbst erklärend. Auch ich musste dies schon viele Male eingestehen. Als ich die Bibel, das erste Mal durchlas, habe ich je mehr ich gelesen habe, desto weniger verstanden. Ich verlor den Durchblick und für mich ergab die Bibel, immer weniger Sinn. Denn es hatte mir nie jemand gelernt, wie ich dann Gottes Wort zu verstehen hätte. Ich benötigte also Personen welche mir die Grundlagen erklärten, welche mich zu den Antworten führten, die meine hunderten von Fragen verlangten.
Doch nur, weil wir ein paar Fragen, beantworten könne, heisst dies noch nicht, dass wir auch verstehen. Das Wort Gottes öffnet sich erst, wenn wir Gott darin wirken lassen, wenn wir dem Heiligen Geist die Türe öffnen und er uns das Verständnis dafür offenbaren kann.
Dies kann durch andere Personen geschehen oder aber auch durch direkte Offenbarung in Gedanken, wenn sich das Puzzle auf einmal vor den Augen zusammenfügt.

Doch gehen wir zurück zu Nehemia, das Volk hat soeben eine Predigt gehört und Ihre Reaktion wird daraufhin beschrieben.

Nehemia 8
9 Und Nehemia — das ist der Statthalter — und Esra, der Priester, der Schriftgelehrte, und die Leviten, die das Volk lehrten, sprachen zu dem ganzen Volk: Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig! Darum seid nicht traurig und weint nicht! Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte.

Das Volk weinte!
OK, nun stimmt doch hier wohl etwas nicht, die Bibel ist doch das Buch der Hoffnung und Freude, weshalb weinte das Volk?
Das Volk weinte, weil es verstanden hat, doch es hat noch nicht das ganze verstanden. Es verstand, dass Sie schuldig wahren vor Gott, dass Sie Sünder sind und dass sie von Gott getrennt lebten. Sie verstanden die harte und traurige Wahrheit, welche jeder Christ verstehen musste, bevor er sich zu Jesus bekennen konnte.
Wir sind verloren, unser Leben ist im Sumpf der Sünde gefangen, wir können uns nicht mehr aus diesem Sumpf befreien und Gott scheint unendlich weit weg zu sein.

Doch die Bibel hört nicht bei dieser Botschaft auf, das Verständnis unseres Sündigen Zustands ist an sich sinnlos, wenn die gute Nachricht dann aufhören würde. Wir wüssten dann einfach, dass was wir sowieso erahnen konnten, nämlich das wir verloren sind. Alles weinen und klagen, würde nichts daran ändern, wir sind und bleiben verloren unser Zustand wäre uns nun einfach bewusstgeworden. Es ist besser, wir hätten dies gar nie erfahren.
Doch die Bibel stoppt nicht in diesem Sumpf, sondern Sie geht weiter.
Die Bibel lehrt uns einen Ausweg aus dem Sumpf, sie zeigt uns den Strick, welcher vor uns Baumelt und wir ergreifen müssen, um aus dem Sumpf zu kommen. Die Bibel lehrt uns die Hoffnung und die Rettung.
Hätte ich nach dem ich mein verlorener Zustand erkannt hatte, aufgehört die Bibel zu lesen, so hätte ich den Strick nie erkannt, welcher ich ergreifen musste.
Genau dies spricht hier Esra an, das Volk ist verzweifelt, Sie haben verstanden, doch nicht vollständig. Esra musste Ihnen erklären, dass der rettende Strick vor Ihnen ist, dass der Strick ergriffen werden kann. Dass es Rettung gibt und es deshalb keinen Grund zur Trauer, sondern zu Freude gibt.
Erst jetzt konnte das Volk richtig handeln, es fing an ein grosses Fest zu Feiern.

Nehemia 8
12 Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile davon zu senden und ein großes Freudenfest zu machen; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen verkündigt hatte.

In welches falsche Handeln wäre das Volk gefallen, hätte Esra hier nicht das Wort korrekt und vollständig erklärt.
Genauso ist es auch bei uns, hören wir nur das Wort ohne es zu verstehen. Werden wir falsch handeln, vielleicht denken wir, dass wir sowieso verloren sind und geben auf, oder wir werden Radikal und unterdrücken andere, reiben Ihnen das Verloren sein unter die Nase, verurteilen, unterdrücken oder bekämpfen und richten damit grossen Schaden an. Das Wort Gottes wird zu einer Motorsäge, welche unsachgemäss verwendet wird.
Stoppen wir bei der Botschaft des verloren seins, so haben wir in keiner Weise die Gute Nachricht verbreitet, sondern nur eine Nachricht des Schreckens, eine pessimistische Botschaft, die zwar wahr ist, aber niemandem etwas nützt. Wir haben dann nicht verstanden, was uns Gott wirklich sagen möchte.

Wir müssen also bevor wir Handeln, zuerst wie Esra Gottes Wort selbst verstanden haben, wir müssen die ganze Aussage der Botschaft Gottes verstehen, bevor wir handeln können.
Deshalb ist es wichtig, dass wir die Bibel richtig lesen, dass wir Sie uns erklären lassen, dass wir zuhören was Gott uns sagen möchte. Dass wir Demütig an unserem Verständnis arbeiten, bevor wir für Gott ans Werk gehen wollen. Wir müssen die Bedienung, die Gefahren und der Nutzen der Motorsäge Verstehen, bevor wir uns an einen Baum wagen.
Doch nur die Motorsäge zu verstehen reicht nicht aus, wir müssen auch unsere Umwelt kennen, wir müssen verstehen, dass ein Baum umfallen kann und dass jemand vom fallendem Baumstamm getroffen werden kann.
Gottes Botschaft, trifft direkt in diese Welt, sie ist keine Botschaft, welche irgendwo für eine andere Welt gedacht ist, sondern Sie ist für uns.

Nun werden einige sagen, dann kann ja nie jemand Predigen, Missionieren, Seelsorgern usw., da nie jemand Gott komplett verstehen kann.
Dem habe ich entgegenzusetzen, dass ein Lehrling welcher das erste Mal die Motorsäge bedient, diese sicherlich noch nicht ganz verstanden hat. Aber er weiss genug um Sie bedienen zu können und durch das häufige verwenden wird er immer mehr verstehen, wie er diese besser und effizienter einsetzen kann. Am Anfang werden seine Bäume vielleicht noch nicht Perfekt fallen und seine Schnitte krumm sein. Doch dann haben wir einen geduldigen Lehrmeister welcher diese Schnitzer wieder ausbessern kann. Dieser Lehrmeister ist der Heilige Geist, der uns mit Gaben ausstattet und uns lehrt diese immer besser einzusetzen.
Wir können zwar verstehen, wie man einen Graden-Schnitt sägt, doch wird es uns ohne beständiges anwenden nicht gelingen.

Glauben erfordert also nicht nur ein Zuhören, sondern auch ein Verstehen, und aus diesem Verstehen ein Handeln. Wissen wir, dass wir durch Jesus errettet werden können, aber ergreifen das rettende Seil nicht, werden wir trotzdem im Sumpf versinken.
Wissen wir, dass Gottes Botschaft, Liebe und hoffnungsvoll ist, verbreiten diese jedoch mit Hass und Pessimismus, so haben wir nicht verstanden und dadurch falsch gehandelt.
Unser Erklären sollte nicht in der Hälfte stoppen, so, dass wir wie das Volk bei Nehemia, weinende und verzweifelte Menschen hinterlassen. Sondern Sie sollte in einem Freudenfest voller Hoffnung und Liebe enden.

Der erste Schluck aus Gottes Wort, ist bitter und führt zur Erkenntnis unserer Sünden, doch der letzte Schluck bringt uns die Süsse und erfrischende Erkenntnis, dass Jesus uns aus diesem Sumpf ziehen will und auch kann. Das Evangelium ist keine Botschaft, welche wir mit Hass und Furcht verbreiten können, sondern wir können diese nur nach dem Vorbild Gottes verbreiten. Dem Gott, welcher auf diese Erde gekommen ist, für uns gelitten hat damit wir Hoffnung haben, damit wir leben können.
Was für eine Freude, kann die in uns auslösen, wenn wir dies verstanden haben.

Nehemia 8
12 Und das ganze Volk ging hin, um zu essen und zu trinken und Teile davon zu senden und ein großes Freudenfest zu machen; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen verkündigt hatte.

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