Wie funktioniert eine Bekehrung eigentlich? Reicht es schon, das Vater unser dreimal zu Beten und ein paar Reliquien zu Küssen oder steckt hier doch mehr dahinter?
Diese Frage möchte ich am Beispiel des Verbrechers am Kreuz anschauen.

Die wohl erste Bekehrung lief während des Todeskampfes von Jesus ab. Jesus wurde mit zwei Verbrechern gekreuzigt. Beides sicherlich sehr böse Menschen und beide haben Ihre Strafe wahrscheinlich, nach dem damaligen Gesetz verdient. Der Tod am Kreuz war die härteste Strafe, die das Römische recht kannte, so müssen wir davon ausgehen, dass die Taten sehr schlimm waren.
Die Bibel erzählt uns nicht viel über die Personen, jedoch können wir sehr viel aus dieser kleinen «Nebengeschichte» über die Bekehrung erfahren.

Wir wollen hier die einzelnen Verse durchgehen.

Lukas 23, 39 Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn und sprach: Bist du der Christus, so rette dich selbst und uns!

Der erste Verbrecher schliesst sich dem Rest der Welt an und verhöhnt Jesus. Er will nicht einsehen, dass er zu Recht am Kreuz ist. Sondern freut sich daran, dass auch ein gerechter wie Jesus, am Kreuz ist. Er erwartet von Jesus ein Zeichen, und zwar, dass er ihn vom physikalischem Tod rettet. Jedoch zeigen seine Worte, dass er sicher nicht wirklich geglaubt hat, dass Jesus dies machen könnte. Eher wollte er hier seinen letzten Frust herauslassen. Auch im Angesicht des Todes, kennt er keine Reue oder wenigstens Mitleid mit den anderen gekreuzigten, obwohl alle das scheinbar Selbe Schicksal erwarteten. Wir sehen hier einen überaus von Hass durchtränkten Mann, ohne Reue der seine Letzte kraft noch brauchte um seine letzte Hoffnung in den Dreck zu werfen. Er will nicht zugeben, dass ihm die Ungewissheit des Todes sorgen bereitet, deshalb versucht er dies mit seinem Spott zu überdecken.

(Wir müssen uns im Hinterkopf halten, dass alle gekreuzigten unvorstellbare Qualen durchgehen und Jesus noch sehr viel mehr Qualen vor der Kreuzigung auf sich nahm. Jedes Wort muss wohl eine zusätzliche Qual gewesen sein1)

Nach diesen Lästerungen, ergreift auch der zweite Verbrecher das Wort.

40 Der andere aber antwortete, tadelte ihn und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist?

Im Gegensatz zum Erstem, erkennt er, dass Sie dasselbe Schicksal erwartet, nämlich den Qualvollen physischen Tod. Doch er bekennt sich in diesem Augenblick auf Gott und fürchtet sich davor nach dem Tod vor Gott zu stehen und verloren zu sein. Anstelle dieser Gedanken mit Hohn und Spott zu überdecken, spricht er dies offen an.

41 Und wir gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan!

Nun kommt die Einsicht bei ihm hervor, dass er zu Recht am Kreuz ist. Das seine Taten ihn hierhin gebracht haben und er keine Entschuldigung dafür hat. Er akzeptiert sein Urteil und sieht es als Notwendig und gerecht an. Jedoch sieht er auch, dass Jesus, der ja am meisten von den dreien verhöhnt wurde, zu Unrecht am Kreuz ist. Die Taten von Jesus waren zu dieser Zeit sicherlich sehr bekannt und man hörte sicher viel von dem Mann, der Wunder tut und heilte. Der Verbrecher realisierte nun, dass dieser Jesus kein Verbrecher ist und dass mehr dahinterstecken musste. Er realisiert, dass er gesündigt und dadurch verloren ist, er bereut seine Taten und sieht sein Urteil als gerecht an.

42 Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst!

Doch er sieht eine letzte Hoffnung, ein letzter licht Schimmer, auf den er all sein Vertrauen setzt. Und zwar weiss er, dass Jesus nach den Überlieferungen der Messias sein muss. Er realisiert, dass Jesus als Gottes Sohn sein muss. Er ist überzeugt, dass wenn Jesus nur ein bisschen Gnade für ihn zeigen würde, obwohl er dafür nichts machen kann, nichts dafür geben kann. Sondern wenn Jesus nur aus reiner Gnade, in seinem Reich, beim Vater auch nur ein kleines Wort einlegen würde. Dann könnte er gerettet werden. Wir sehen hier keinen verzweifelten Ausruf, sondern einen Menschen der von ganzem Herzen glaubt, dass die einzige Rettung Möglichkeit für ihn, Jesus ist. Er weiss dabei, dass seine leibliche Strafe verdient ist und er diese auch erleiden muss. Jedoch ist er überzeugt, dass Jesus ihn vor dem zweiten Tod bewahren kann und er Gnaden finden wird. Dieser einfache Satz sagt so viel aus. Er bekennt darin, dass Jesus König ist, dass er Gott ist und macht über den Tod hat. Auch dass er nach dem Kreuzestod sein Reich aufbauen wird (Also aufersteht). Aber auch das Jesus barmherzig und voller Liebe ist, so barmherzig, dass er sich auch einem Verbrecher annehmen wird. Sodass seine Sünden getilgt werden können, obwohl seine Weltliche strafe dies nicht vermag.

Wie reagierte Jesus darauf?
Am Ende seiner Kräfte könnte man eine Antwort wie. «Du Sünder, du hast den Tod verdient, weshalb soll ich an dich gedenken?» erwarten. Doch Jesus gibt dem Mann mehr, als dieser erwartet hat.

43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!

Über diesen Satz könnte man sicherlich einige Seiten schreiben, doch möchte ich auf den Kern davon eingehen. Jesus verdammt denn Verbrecher nicht, nein er nimmt sein Schuldbekenntnis an und erhört ihn. Er versichert Ihm, das seine Sünden vergeben sind und er noch heute gerettet sein wird.
Wie wir wissen, ist die Sünde die Trennung von Gott, in diesem einfachen Satz versicherte Jesus, dass dem Mann seine Sünden vergeben sind, ohne das Wort zu verwenden. Doch muss es für den Mann klar gewesen sein. Eine Gemeinschaft mit Gott im Paradies, könnte von Jesus nicht versprochen werden, wenn die Sünden nicht vorher getilgt worden sind.
So erleben wir in dieser kleinen «Nebengeschichte» die erste Bekehrung. Dabei können wir gut nachvollziehen, was eine Bekehrung wirklich benötigt. Diese Punkte habe ich hier kurz zusammengefasst.

  • Eingestehen des sündigen Zustandes (Ich bin schuldig)
  • Eingestehen, dass man zurecht gerichtet ist (Ich habe eine Verurteilung verdient
  • Eingestehen, dass man sich nicht selbst retten kann (Ich brauche ein Retter)
  • Realisierung, dass es ein Ausweg geben muss (Die Liebe Gottes erkennen)
  • Erkennung, dass dieser Ausweg alleine durch die Gnade und Liebe von Jesus möglich ist (Die Taten Jesus anerkennen)
  • Erkennung das Jesus Gottes Sohn ist
  • Beten um Vergebung und Erlösung
  • Annehmen der Erlösung von Jesus

Wie einfach diese Punkte doch tönen. Doch ist eine Bekehrung trotzdem noch viel zu schwer um Sie von uns aus machen zu können. Die Erkenntnis, dass wir Erlösung brauchen, kann nicht aus unserem starrköpfigen Denken kommen. Sondern Gott schenkt uns diese Erkenntnis. Wir müssen dies nur wie dieser Mann eingestehen und annehmen. Kein Preis ist hoch genug um die Erlösung zu erkaufen, denn Sie wurde uns durch das Kostbarste gegeben. Nämlich durch das Blut Jesus am Kreuz. Er hat dies aus Liebe zu uns getan, damit wir nicht verloren gehen. Doch steht es uns frei, über dieses Angebot zu spotten oder es voll Demut und Dankbarkeit anzunehmen, obwohl wir es nicht verdient haben.
Jesus hat keine Gegenleistung erwartet, kein Vaterunser, kein Abendmahl und auch kein anderes Sakrament. Sondern er hat die Erlösung aus Liebe verschenkt, ein paar einfache Worte des Verbrechers haben gereicht.
Doch ist eine Bekehrung kein Zauberspruch, welcher man herunterleiern kann und dann passieren magische Dinge. Nein, eine Bekehrung erfordert ein Handeln aus tiefstem und überzogenem Herzen, jedoch auch aus vollem Verstand heraus.

Matthäus 22,37 Jesus antwortete: »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!‹

Wie der Verbrecher am Kreuz mit seinem ganzen Sein, davon überzogen war, dass er keine Gnade verdient hat. Jesus ihn aber trotzdem Retten kann. So müssen auch wir dies einsehen.
Das Opfer wurde schon gebracht, wir müssen es nur noch Annehmen. Wir können es nicht verdienen, sondern nur als Geschenk erhalten. Die Bedingungen sind so leicht, doch fällt der Schritt so schwer. Denn es erfordert ein begraben der Vorstellung, dass wir alles unter Kontrolle haben. Dass wir selbst entscheiden können, was gut und recht ist. Es erfordert ein eingestehen, dass es einen Gott gibt, der so Heilig ist, dass wir ohne Vergebung nicht in seine Gegenwart treten können.
Doch Gott liebt uns so fest, dass er uns seinen Sohn geopfert hat, damit wir wieder mit ihm Gemeinschaft haben können.

Ich bin Gott unendlich dankbar für dieses Geschenk, ein Geschenk das jedem offen Steht.
Man muss dazu niemand besonderes sein und keine spezielle taten vollziehen.
Sondern nur von ganzem Herzen und ganzem Verstand sagen.

«Ja, Herr, hier bin ich, voller Schuld. Doch du kannst meine Sünden vergeben, du kannst mich reinwaschen und mich wiederaufrichten. Dir will ich mein Leben anvertrauen, so dass ich in Gemeinschaft mit dir Leben kann. Ich danke dir dafür, dass du mich unendlich liebst, obwohl ich dir nichts geben kann. Nimm mich zu dir, lass mich deine Liebe erfahren und erfülle mein Herz mit deiner Kraft. Zeig mir wie ich nach deinem Willen Leben kann und führe mich auf meinem weg. »
Amen

1 Sieh dazu den Eintrag «Liebe im Angesicht des Todes»
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