Jesus hat viel über Vergebung gesprochen und gelehrt. Doch wie sieht denn eine richtige Vergebung aus. Kann wirklich jeder, Vergebung erhalten? Diese Fragen will ich anhand der Geschichte von Petrus, nach der Auferstehung von Jesus anschauen.
Heute deuten wir Vergebung mehr als Synonym für vergessen. Wenn wir jemandem Vergeben, vergessen wir (oder Versuchen es zumindest) was er getan hat. Doch meint die Bibel beim Vergeben noch viel mehr, als nur Vergessen. Eine der Eindrücklichsten Stellen, welche eine Vergebung beschreibt, ist diese, bei der Petrus nach der Auferstehung Jesus am See trifft.
Ich möchte anhand von dieser Geschichte erläutern wie Jesus vergibt.
Zuerst müssen wir aber die Vorgeschichte von Petrus anschauen.
Petrus war einer der Engsten Vertrauten von Jesus und hat Jesus geschworen sogar für ihn in den Tod zu gehen.
Jedoch hat Petrus als es hart auf hart kam, statt für Jesus einzustehen, gelogen Jesus überhaupt zu kennen. Er hat Jesus also Feige verleugnet und in den schwersten Stunden von Jesus nicht zu ihm gehalten. Aus Angst hat er dreimal geleugnet, Jesus zu kennen.(1) Ich glaube, wenn mich jemand so verleugnen würde, wollte ich nichts mehr von ihm wissen. Ich würde ihn wahrscheinlich schlechter behandeln als einen Feind von mir. Etwas Schlimmeres als einen Freund, der dich verleugnet, gibt es, gar nicht. Denn dass ein Feind dich Verrät ist in der Sache logisch, aber ein Freund welcher kurz vorher noch gross die Treue geschworen hat? So etwas muss einfach unverzeihlich sein.
Doch Jesus hat auf diesen Verrat anders reagiert, als unser menschliches Denken vorschlagen würde. Für mich ist diese Stelle einer der Schönsten in der Bibel, denn Sie erzählt uns, dass es auch für die schlimmsten Sünden eine Vergebung geben kann und zeigt dabei auf, wie sehr Jesus uns Liebt.
Doch nun will ich die genannte Geschichte, im Aspekt der Vergebung durchgehen.
Die Vorgeschichte zum eigentlichen Teil müssen wir uns dabei im Hinterkopf behalten
Johannes 21, 3 Simon Petrus spricht zu ihnen: Ich gehe fischen! Sie sprechen zu ihm: So kommen wir auch mit dir. Da gingen sie hinaus und stiegen sogleich in das Schiff; und in jener Nacht fingen sie nichts.
4 Als es aber schon Morgen geworden war, stand Jesus am Ufer; doch wußten die Jünger nicht, daß es Jesus war.
5 Da spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein!
6 Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Schiffes aus, so werdet ihr finden! Da warfen sie es aus und konnten es nicht mehr einziehen wegen der Menge der Fische.
7 Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Simon Petrus: Es ist der Herr! Als nun Simon Petrus hörte, daß es der Herr sei, gürtete er das Obergewand um sich, denn er war nur im Untergewand, und warf sich in den See.
8 Die anderen Jünger aber kamen mit dem Schiff (denn sie waren nicht fern vom Land, sondern etwa 200 Ellen weit) und zogen das Netz mit den Fischen nach.
Diese Situation erinnert uns an ein ähnlicheres Ereignis, bei der Berufung der Jünger ein paar Jahre vorher.(2) Auch dazumal hatten Sie nichts gefangen und Jesus hat Sie nochmals herausgeschickt. Diese Szene ist eigentlich wie eine Auffrischung der Berufung. Und auch dieses Mal ist Petrus der Aktive. Als ihm bewusst wurde, dass Jesus am Ufer stand, sprang er ins Wasser und Schwamm zu ihm. Obwohl Petrus wusste, dass er unermessliche Schuld auf sich geladen hat, verbirgt er sich nicht vor Jesus, sondern er rennt mit vollem Einsatz auf Jesus zu. Petrus vertraut also voll darauf, dass Jesus ihn nicht abweisen würde, obwohl er die Gemeinschaft mit Jesus gar nicht mehr verdient hat.
9 Wie sie nun ans Land gestiegen waren, sahen sie ein Kohlenfeuer am Boden und einen Fisch darauf liegen und Brot.
10 Jesus spricht zu ihnen: Bringt her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!
11 Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land, voll großer Fische, 153; und obwohl es so viele waren, zerriß doch das Netz nicht.
Am Land hatte Jesus schon alles für ein Frühstück vorbereitet. Dieses Ereignis musste für die Jünger, welche die ganze Nacht durchgearbeitet haben, etwas sehr Besonderes gewesen sein. Normalerweise kam nach dem Fischen zuerst das Aussortieren, Reinigen und Flicken der Netze. Erst dann könnte man sich um das Frühstück kümmern. In diesem Fall lud Jesus Sie aber ein, direkt mit ihm zu Essen. Es war alles Vorbereitet, die Jünger mussten nur noch die Fische aufs Feuer legen. Auch hier sehen wir wieder, das sofortige Handel von Petrus. Auf das Wort von Jesus, machte er sich sofort auf, dass Netz mit den Fischen an Land zu ziehen. Vielleicht hat Petrus mit diesen Aktionen, Jesus zeigen wollen, dass er es nun besser machen möchte. Denn wir sehen hier einen Aktions geladener Petrus, der versucht sein Scheitern irgendwie wenigstens ein Stücklein wieder gutzumachen.
Johannes 21, 15 Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe! Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer!
16 Wiederum spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Jonas, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe!
17 Und das dritte Mal fragt er ihn: Simon, Sohn des Jonas, hast du mich lieb? Da wurde Petrus traurig, daß er ihn das dritte Mal fragte: Hast du mich lieb?, und er sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge; du weißt, daß ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe!
Die Jünger hatten nun gegessen und Jesus hat Petrus ein bisschen auf die Seite genommen, um mit ihm zu sprechen. Eigentlich wäre nun ein richtiges Donnerwetter oder wenigstens einen Hinweis, wie sehr Petrus, doch falsch gewesen war angebracht.
Doch Jesus macht nichts von all dem. Sondern er fragt einfach, ob Petrus ihn liebt.
Jesus sagt, nicht «Ich liebe dich», sondern er fragt Petrus direkt, ob er IHN liebt.
Normalerweise sagt man jemandem Zuerst, dass man Ihn liebt, bevor man dann die Gegenfrage stellt.
Bei einem Antrag sagt man zuerst, «Ich liebe dich! »Um die Sachlage klar zu stellen, erst beim Heiratsantrag, wenn die Liebe schon klar ist, stellt man die Frage «Willst DU mich Heiraten». Jesus hat hier direkt gefragt ob «Petrus ihn liebt». Er musste hier nicht zuerst klarstellen, dass er Petrus liebte. Die Liebe von Jesus war 100 % klar, doch Petrus musste diese Liebe wieder annehmen. Er musste wiedererkennen, dass Jesus mit offenen Armen dasteht und er in diese offenen Armen gehen darf.
Jesus hat Petrus schon längst vergeben, doch Petrus hatte dies in diesem Moment noch nicht richtig realisiert.
Jesus hat Geduld mit Petrus. Seine erste Antwort auf die Frage war wahrscheinlich eher oberflächlich. Petrus konnte dort noch nicht erkennen, was diese Frage genau bedeutet. Trotzdem gibt Jesus ihm umgehend einen Auftrag, nämlich seine Lämmer zu Weiden. Doch Jesus stellt noch zweimal dieselbe Frage, bis es Petrus klart wurde, dass diese Frage für ihn bedeutet. Jesus hat ihm Vergeben und er trägt ihm seine Schuld nicht nach.
Vielmehr beruft er Petrus zu einer Aufgabe, welche einem Verräter überhaupt nicht zusteht.
Die Vergebung ist hier also nicht einfach ein Vergessen, sondern ein neuer Anfang. Jesus gibt Petrus eine neue Chance und ist bereit, ihm trotz seiner Verfehlungen neu zu Berufen. Er vergibt nicht nur einfach im Sinne von« Ich trage dir, dies nicht mehr nach. Lass mich nun in Ruhe», sondern er vergibt im Sinne «Ich gebe dir eine neue Chance». Erst beim dritten Mal realisiert Petrus, und es Bewegt ihn zu tiefst, dass sein Herr und Meister, ihn nicht verstossen hat, sondern trotz allem voll auf ihn setzen will. Petrus konnte sich diese Vergebung nicht verdienen, sondern er konnte Sie nur Annehmen. Er hätte auch sagen können, «Herr lass mich in Ruhe, ich bin sowieso zu schlecht für dich» aber er nahm diese Liebe an und er wurde wohl einer der wichtigsten Figuren in der Ausbreitung des Christentums.
Jesus hat auch uns schon lange vergeben. Durch seinen Tod steht allen Sünden Vergebung zu. Doch muss eine Vergebung immer auch angenommen werden. Jesus muss uns nicht mehr sagen, dass er uns Liebt, denn dies ist schon lange klar. Er fragt uns nur noch, ob wir seine Liebe bestätigen wollen.
Diese Frage «Hast du mich Lieb» stellt er uns, obwohl wir gegen Gott rebellieren und täglich Schuld auf uns laden.
Was ist unsere Antwort auf diese Frage? Akzeptieren wir, dass uns vergeben werden kann, wie Petrus dies getan hat. Oder wollen wir dies nicht annehmen, wie Judas, welcher seine Schuld nicht mehr ertragen konnte und keine Vergebung mehr sah.
Beiden stand eine Vergebung durch die Tat Jesus zu. Doch nur von Petrus lesen wir, dass er dies angenommen hat.
1) Die Vorgeschichte findet man unter anderem im Lukas 22, 31-34 und Lukas 22, 54-62
2) Lukas 5, 1-10
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