Heute möchte ich, eine Stelle anschauen, welche anscheinend einen Jesus zeigt, der so gar nicht zu unserem Liebenden Jesus Bild passen will. Doch wie bei vielen solchen Stellen trügt der erste Blick.

Matthäus 15
21 Und Jesus ging von dort weg und zog sich in die Gegend von Tyrus und Zidon zurück.
22 Und siehe, eine kananäische Frau kam aus jener Gegend, rief ihn an und sprach: Erbarme dich über mich, Herr, du Sohn Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen!
23 Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Da traten seine Jünger herzu, baten ihn und sprachen: Fertige sie ab, denn sie schreit uns nach!
24 Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.


Jesus begab sich in heidnische Gebiet, in der Parallel stelle in Markus (1), lesen wir, dass er unerkannt bleiben wollte, doch sein Ruf eilte ihm voraus. Wir wissen nicht, weshalb sich Jesus in heidnisches Gebiet begab, aber wir können davon ausgehen, dass dies wie viele von seinen Taten, Lektionen für seine Jünger beinhalten würde.
Mit dem unbekannt sein, wollte es nicht so klappen, denn eine Frau kam zu Jesus und bat ihn, ihre Tochter zu heilen.
Normalerweise würde man jetzt eine umgehende Heilung von Jesus erwarten. Doch Jesus blieb einfach stumm. Anscheinend ignorierte er die Frau bewusst. Doch die Frau gab nicht auf und schrie weiter, solange bis es den Jünger zu viel wurde und Sie Jesus baten, doch endlich der Frau zu helfen.

Die bitte der Jünger war hier sicherlich nicht aus Mitleid, die harschen Worte «Fertige sie ab» lassen mehr darauf schliessen, dass die Frau Ihnen einfach auf den Wecker ging. Vielleicht hat sie schon über längere Zeit geschrien, oder die Jünger waren von der Reise so müde, dass Sie einfach nur noch Ihre Ruhe haben wollten.
Endlich antwortet Jesus, aber seine Antwort tönt nicht gerade freundlich. Er sagt, dass er nur für Israel zuständig sei. Er weist die Frau also aktiv zurück.
Wow, der Liebende und mitleidende Jesus, weist eine Hilfsbedürftige Frau knallhart ab, nur, weil diese nicht aus Israel ist. Wo bitte sind hier die Liebe und die Gnade, hat Jesus hier vielleicht einen schwachen Moment gehabt, oder ist Gott wirklich so gemein?
Schauen wir uns mal die Reaktion der Frau an.

25 Da kam sie, fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!
26 Er aber antwortete und sprach: Es ist nicht recht, daß man das Brot der Kinder nimmt und es den Hunden vorwirft.
27 Sie aber sprach: Ja, Herr; und doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen!
28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Frau, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter war geheilt von jener Stunde an.

Die Frau gibt nicht auf, Sie ist überzeugt, dass Jesus der einzige ist, der Ihr helfen kann. Doch Jesus Antwortet Ihr nun direkt und nochmals eine stufe härter als zu seinen Jüngern. Bezeichnet er Sie doch als Hund.
Die Antwort der Frau ist nicht etwa beleidigt oder entmutigt, sondern Sie ist schlichtweg genial und endlich hilft Jesus Ihr.

Die Geschichte ist schwer zu verstehen, schaut man sie aus unserer menschlichen Sicht an, so scheint Sie gemein und überheblich zu sein.
Doch beinhaltet sie mehr Liebe und Hoffnung als wir uns auf den ersten Blick vorstellen können.

Schauen wir die Geschichte mal von einer anderen Seite an, nämlich von der Seite Jesus. Jesus ist mit den Jüngern unterwegs, er möchte Ihnen wichtige Lektionen für Ihre Aufgabe, nach seiner Auferstehung mitgeben. Er möchte, dass die Jünger kapieren, was Ihre Mission sein wird und das diese Mission richtig ist.
Er begibt sich nicht einfach aus Spass in heidnisches Gebiet. Er ist nicht zum Sightseeing hier. Sondern er hat ein ganz bestimmtes Ziel.
Er möchte den Jüngern etwas klarmachen und dies geht nur in dem er in diesem Gebiet aktiv wird.

Die Lektion beginnt, eine Frau erscheint und beginnt zu nerven. Jesus hat sie sicher gehört und er kannte Ihr Herz, er wusste, dass Sie nicht so leicht locker lassen würde.
Doch um den Jüngern eine Lektion aufzuzeigen, blieb er stumm.
Wahrscheinlich hat sein Herz geblutet, aber er musste diese Lektion durchführen, da sonst die Jünger nie verstehen würden.

Doch was für eine Lektion will er an dieser Armen Frau aufzeigen?
Hier müssen wir die Hintergründe ein bisschen besser kennenlernen.
Für die Juden, waren Heiden Hunde und weniger wert, ging man durch heidnisches Gebiet, hatte man sich zum Teil den Staub von den Füssen abgeschüttelt, als Zeichen, dass man mit denen nichts zu tun hat.
Jesus nimmt mit seinem Ignorieren dieses Denken auf, er spielt ein Jude welcher die Ohren und Augen von den anderen verschliesst und sich als einzig wichtig erachtet. Wahrscheinlich war dies sogar das übliche verhalten, wenn ein Pharisäer von Heiden angesprochen wurde.
Doch die Lektion im Schweigen hatte noch weitere aussagen für die Jünger, nämlich, dass Jesus nicht immer sofort auf jede bitte reagiert, aber trotzdem die Situation immer unter Kontrolle hat.

Nun kommen wir zum schwierigem teil, die Antwort von Jesus an die Jünger. Er sei nur für Israel gesandt. Er spricht dabei diese Worte direkt zu den Jüngern und nicht zu der Frau. Tatsächlich wurde Jesus für Israel gesandt, doch soll daraus die ganze Welt errettet werden. Jesus möchte den Jüngern damit mitteilen, dass er das Feuer in Israel entfachen müsse, damit die Jünger es dann in die ganze Welt tragen können. Es ist der erste Hinweis an die Jünger, dass diese auch im heidnischen Gebiet Missionieren sollten. Jesus entfacht ein grosses Signal Feuer in Israel, und die Jünger erhalten den Auftrag damit die ganze Welt zu entfachen. Ja, Jesus ist für die ganze Welt gekommen, doch sein Menschliches sein, war für die Signalfeuer Entfachung in Israel bestimmt.

Nun ist es langsam klarer, dass Jesus nie im Sinn hatte der Frau nicht zu helfen, doch würde er Ihr einfach Helfen, würden die Jünger nie verstehen.
Er gibt der Frau das Beispiel mit den Hunden in die Hand. Wenn Jesus ein Gleichnis macht, dann hat dies immer eine Aussage dahinter. Er hat bewusst genau diesen Vergleich genommen, sicherlich hätte er auch etwas anderes sagen können. Doch er hat genau diese Aussage gemacht, damit die überhaupt etwas darauf erwidern könnte. Er hätte auch ein Beispiel bringen können, bei der die Frau keine Antwort mehr erwidern konnte, doch Jesus öffnet bewusst diese Möglichkeit.
Und die Frau Antwortet mit der wohl genialsten Antwort, welche von einem Menschen im NT gemacht wurde. Die Antwort fasziniert mich immer wieder. Die Frau hätte wütend, traurig, entmutigt oder enttäuscht antworten können. Doch sie antwortet voller Hoffnung und Demut.

Die Frau hat erkannt, dass Sie keinen Anspruch auf Hilfe hat, dass Sie durch nichts diese Gnade verdient hätte. Doch sie ist überzeugt, dass Jesus Gnade viel grösser ist, dass auch nur ein Krümel seiner Gnade reichen würde um Ihr zu helfen. Sie wusste, dass Sie ganz alleine auf diese Gnade angewiesen ist, dass Sie rein gar nichts vorweisen konnte was Ihr Anspruch auf Hilfe unterstützen könnte.
Auch wir haben keinerlei Anspruch auf Erlösung, doch die Gnade von Jesus reicht nicht nur für Israel, sondern für die ganze Welt. Was diese Frau dort erkannt hat, ist ein Beispiel auch für uns. Durch die überströmende Gnade Gottes, können wir erlöst werden, keine Taten, Zugehörigkeiten oder Bitten, geben uns irgendein Anrecht auf die Erlösung. Alleine die Gnade und Liebe Gottes bringt uns dies.
Die Liebe ist so gross, dass ein kleiner Bruchteil davon schon für uns ausreichen würde, doch die Gnade überfliesst so stark, dass wir viel mehr erhalten als wir überhaupt benötigen.

Die Antwort der Frau war auch für die Jünger sehr wichtig. Auch wen Sie in diesem Augenblick wahrscheinlich noch nicht ganz kapiert hatten. Die Jünger wurden nicht nur für Israel berufen, sondern für die ganze Welt. Doch zuerst musste Jesus Ihnen diese Lektion aufzeigen, damit Sie Ihre Berührungs-Ängste aufgeben konnten. Es war die erste Lektion für die Jünger, dass das Evangelium nicht an den Grenzen Israels stoppen sollte, sondern die Brosamen/dieses Feuer, in der ganzen Welt verteilt werden sollte.
Manchmal scheint Jesus hart oder gar abweisend, doch dies hat immer einen Grund, und zwar damit die Liebe voll zur Geltung kommen kann.
Die Frau hatte genau wie wir, nie Anspruch auf Hilfe, doch die Liebe konnte sich genau in dieser Erkenntnis voll entfachen.

Als kleine Anmerkung zum Schluss, dies war nicht das letzte Wunder in heidnischem Gebiet. Die Brosamen, waren viele und wurden wortwörtlich verteilt.
Die Speisung der Viertausend, fand in heidnischem Gebiet statt, in den Gebieten der «Zehn Stätte», ein Heidnisch geprägtes Gebiet.(2) Jesus Heilte, lehrte und Spiess die Heiden genauso wie die Juden. Seine Liebe stoppt nicht in Israel, doch das Feuer wurde dort entfacht.

Die Brosamen von Gottes Gnade reichen für alle aus, auch für Dich und mich. Diese Geschichte beinhaltet mehr Hoffnung als man denken würde. Sie beinhaltet die Hoffnung, dass die ganze Welt Errettung erhalten kann, dass Gottes Liebe nicht an Grenzen gebunden ist und seine Gnade unser Anspruch übersteigt.

(1) Markus 7, 24 -30
(2) Ein Hinweis darauf, dass diese Gebiet heidnisch war, ist auch an der Aussage im «Matthäus 15, 31 … und sie priesen den Gott Israels.» ersichtlich, der Zusatz Gott Israels, wäre bei jüdischen Zuhörern überflüssig gewesen.

(3) Alle Bibelstellen nach Schlachter 2000