Wie kann jemand, in der wohl grösstem Massenvernichtung der Geschichte, die Gnade Gottes erkennen? Zeigt sich hier nicht, auf den ersten Blick einen Gott der wahllos Menschen vernichtet und keine Rücksicht auf Jung & Alt nimmt. Einen gnadenlosen Gott der hinwegrafft, was Ihm im Wege steht?

Doch ist dies wirklich so? Wie verträgt sich die Geschichte von Noah mit dem Rest der Bibel?
Schauen wir die Geschichte von Noah genau an, so öffnet sich uns eine ganz andere und viel klarere Sicht darauf.

Die Geschichte von Noah steht im 1. Mose 6-10, Sie ist wohl den meisten bekannt. Deshalb gehe ich hier nur auf die Punkte ein, um die Geschichte vom Blickwinkel der Gnade aus anzusehen.

Zuerst werden wir anschauen, weshalb Gott  sich überhaupt für eine Zerstörung der Welt entschied.

1 Mose 6, 5 Als aber der Herr sah, dass die Bosheit des Menschen sehr groß war auf der Erde und alles Trachten der Gedanken seines Herzens allezeit nur böse, 6 da reute es den Herrn, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde, und es betrübte ihn in seinem Herzen.

Die Menschheit war zutiefst Böse geworden. Wenn wir die heutige Welt als Böse anschauen, dann können wir die damalige Situation sicher noch als viel Böser bezeichnen. Nämlich so Böse, dass es für Gott nur noch zwei Entscheidungen gab, und zwar, lässt er das Böse ungestraft weitermachen, bis die Menschheit sich selbst zerstört, oder setzt er dem Ganzen vorzeitig ein Ende. In beiden Fällen wäre eine Auslöschung der Menschheit unausweichlich gewesen. Gott hat sich wie wir wissen, für sein Eingreifen entschieden.
In dieser Handlung sehen wir bereits, dass es Gott nicht egal ist, was auf der Erde ablauft, sondern, dass es Ihn betrübt, wenn Menschen böses tun. Böses ist nicht in Gottes Interesse und war auch nicht so gedacht. Durch den Sündenfall hat sich das Böse jedoch in den Menschen festgesetzt.

Doch wo ist hier nun die Gnade? Diese erkennen wir am weiteren Vorgehen Gottes.

Gott hätte nun, die Erde sofort in einem Feuerball auslöschen können. Stattdessen entscheidet er sich dafür, Noah 120 Jahre Zeit zu geben, um eine Arche zu Bauen. Weshalb macht Gott hier so einen Aufwand?

Erst Petrus gibt uns hier eine konkrete Antwort darauf

1Petr 3,20 die vor Zeiten sich weigerten zu glauben, als Gottes Langmut einstmals zuwartete in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in der wenige, nämlich acht Seelen, hindurchgerettet wurden durch das Wasser,

Petrus schreibt hier von der Bauzeit der Arche. Während dieser Zeit hat Gott seine Gnade und Langmut gezeigt. In dieser Zeit hätte jeder nochmals die Chance gehabt, umzukehren und so vom Gericht erlöst zu werden. Doch es fand sich nur Noah und seine Familie. Gott hat also eine Gnaden-zeit bestimmt eine Zeit während dem Noah als Bote des anstehenden Gerichts fungierte. Jeder Hammerschlag an der Arche war wie ein Weckruf für die Menschen um ihn.

Die Arche war dabei keine kleine Nussschale. Vielmehr war sie ein gigantisches Schiff , welches mehr als genug Platz hatte. Verschiedene Berechnungen ergeben dabei eine Auslastung von 10-25 % der Arche. Eingerechnet, allen Tiergattungen welche auf das Schiff mussten. Fügt man noch genügend Vorräte und Platz für Bewegung dazu, wären vielleicht 50 % belegt gewesen1 . Es hätten also ohne Weiteres nochmals Tausende Menschen auf der Arche Platz gefunden.
Weshalb also, lies Gott ein so überdimensioniertes Schiff erbauen?
Hat sich Gott etwa verschätzt bei der Planung, oder wollte er das Noah auch ja keine Platzangst bekommt?
Nein! Gott hat hier die Möglichkeit offengelassen, dass auch noch weitere Menschen gerettet werden können. Es war eine letzte Möglichkeit für die Menschen, doch endlich wieder umzukehren. Doch die Warnung bleibt ungehört.

1 Mose 7,1 Und der Herr sprach zu Noah: Geh in die Arche, du und dein ganzes Haus! Denn dich [allein] habe ich vor mir gerecht erfunden unter diesem Geschlecht.

Als die Gnaden Zeit vorbei war, musterte Gott die Welt und er fand immer noch nur Noah als Gerechter vor. Auf der ganzen Welt war also niemand Gerecht, ausser Noah. Dies beschreibt auch wieder wie überaus verdorben, die Menschheit zu dieser Zeit sein musste. Niemand hat die letzte Chance wahrgenommen. Die Menschheit hat Ihr Schicksal selbst entschieden. Die Türe der Arche stand offen, auch während dem Noah und die Tiere in die Arche gingen, gab es noch Gelegenheit rein zu gehen, doch niemand machte es. Stattdessen gingen die Menschen Ihrem Alltag nach und achteten nicht auf Gott.

Ein weitere wichtiger Punkt hier ist, dass nicht Noah die Tür Schloss, sondern Gott. Gott entscheidet, wenn seine Gnade zu Ende ist und nicht die Menschen. Wir wissen nicht wie lange die Arche schon fertig war, bis Gott den Auftrag zum Boarding gab. Gott könnte hier auch noch längere Zeit abgewartet haben, damit die Menschen noch länger Gelegenheit zur Umkehr haben.

Es werden nun einige die Frage stellen, was Gott dann gemacht hätte, wen so viele Menschen umgekehrt währen, dass die Arche trotz Ihrer Grösse keinen Platz mehr hätte.

Eine Antwort darauf finden wir in der Geschichte von Sodom und Gomorrha und von Jona und Ninive.

Als Gott Abraham offenbarte, dass er Sodom zerstören wird, bat Abraham Gott darum die Stadt doch zu verschonen wen es nur einige «Gerechte» Menschen gäbe, Gott sagte darauf, dass er die Stadt dann verschonen würde.

1 Mose 18, 23 Und Abraham trat näher und sprach: Willst du auch den Gerechten mit dem Gottlosen wegraffen? 24 Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt; willst du die wegraffen und den Ort nicht verschonen um der fünfzig Gerechten willen, die darin sind? 25 Das sei ferne von dir, dass du eine solche Sache tust und den Gerechten tötest mit dem Gottlosen, dass der Gerechte sei wie der Gottlose. Das sei ferne von dir! Sollte der Richter der ganzen Erde nicht gerecht richten? 26 Der Herr sprach: Wenn ich fünfzig Gerechte in Sodom finde, in der Stadt, so will ich um ihretwillen den ganzen Ort verschonen!

Jedoch waren in Sodom und Gomorrha nicht mal 10 gerechte anzutreffen und so war das Gericht unausweichlich.

Bei Ninive sehen wir ein weiteres Beispiel, der Gnade Gottes. Dabei wurde Ninive durch Jona gewarnt umzukehren. Ninive tat dies tatsächlich und deshalb verschonte Gott die Stadt vor seinem Gericht.
Jona war daraufhin sehr Angepisst und Gott gab ihm eine sehr eindrückliche Antwort.

Jona 4, 10 Da sprach der Herr: Du hast Mitleid mit dem Rizinus, um den du dich doch nicht bemüht und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht entstanden und in einer Nacht zugrunde gegangen ist.
11 Und ich sollte kein Mitleid haben mit der großen Stadt Ninive, in der mehr als 120 000 Menschen sind, die ihre rechte Hand nicht von ihrer linken unterscheiden können, dazu so viel Vieh!

Gott hat also weder bei Noah noch bei Sodom oder bei Ninive die Absicht gehabt, kaltblütig zu handeln. Sondern er hat in allen Fällen den Menschen immer Zeit zur Umkehr gegeben, seine Gnade und Geduld streckte sich dabei weit über das hinweg, was überhaupt notwendig gewesen wäre. Doch weil Gott die Menschen so fest liebt, lässt er seine Gnade geduldig ausfliessen.

Gott ist also so gnädig, dass er nicht nur kein «Gerechter» Verurteilen wird, sondern sogar wegen einigen Gerechten sein Gericht zurückhält. Wenn also tatsächlich, so viele Leute umgekehrt währen, dass die Arche keinen Platz mehr gehabt hätte. Hätte Gott dafür gesorgt, dass sein Gericht die Gerechten nicht treffen würde. Wahrscheinlich hätte er dann, das Gericht sogar komplett aufgeschoben.

Auch wir befinden uns heute in eine Gnadenzeit Gottes, und dies schon über 2000 Jahre lang.
Heute wird auch eine Arche gebaut, durch Jesus welcher für uns Gestorben und auferstanden ist. Damit unsere Sünden vergeben werden können. Die Arche wird dabei durch die Gemeinde Gottes gefühlt. Die Aufforderung umzukehren ist nicht einfach eine nette Botschaft, sondern es ist die letzte Chance in die «Arche» von Jesus einzutreten und seine Rettung wahrzunehmen.

Auch diese Gnaden Zeit wird zu Ende gehen und Gott wird, wie bei Noah, die Tür verschliessen.

Alle die in der sicheren Arche (von Jesus) sind, werden nicht verloren gehn, sondern wie Noah in die Neue Welt eingehen.

Die Frage ist, sind wir schon durch die Tür gegangen? Oder was hindert uns noch daran, dieses Gnadenangebot anzunehmen und in Gottes Gegenwart zu treten?
Wo werde ich am Ende stehen, bedauernd vor der geschlossenen Tür oder gerettet in der sicheren Arche?
Die Entscheidung die Gnade anzunehmen liegt bei uns, das Angebot steht und könnte nicht konkreter sein.

1 Eine Gute Abhandlung über die Grösse und Auslastung der Arche findet man im Buch «Die Arche Noah – Mythos oder Wahrheit? von Dr. S. Drüeke. ISBN 978-3-89287-625-0
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