Bald ist die Weltmeisterschaft 2018 im Fussball wieder Geschichte! Heute steht noch das kleine Final um den 3. und 4. Platz an, morgen dann das Final zwischen Kroatien und Frankreich. Wer hätte das am Anfang dieser WM gedacht? Wohl niemand. Trotzdem bleibt: „Die grössten Experten sitzen ausserhalb des Spielfeldes.“

Das können Männer am Stammtisch oder der Kommentator des Matchs sein. Sie wissen haargenau Bescheid, was die Spieler in dieser Situation hätten tun sollen.

In diesem Jahr habe ich mich besonders beim Spiel Russland – Kroatien über den Kommentator auf SRF genervt. Die negative Stimmung war irgendwann unaushaltbar und ich schaltete zu den deutschen Kollegen um. Auf SRF war dann auch nach dem Spiel als Fazit zu lesen:

Es sollten die einzigen spielerischen Highlights in einer ansonsten wenig prickelnden Partie sein.

Gut zur Entschuldigung des Kommentators ist anzufügen, dass das Ausscheiden unserer schweizerischen Nationalmaschaft wohl noch tief in den Knochen steckte und vielleicht auch daher die Stimmung etwas im Keller war.

Klar innerhalb der Partie konnten wenige Chancen kreiiert werden und ich würde es auch nicht zu den Top-Spielen zählen und trotzdem muss man hier einfach mal festhalten: Es können verschiedenen Ursachen vorliegen, warum wenig Torchancen kreiert wurden. Entweder spielte die Ofensive zu schwach oder eben auf der anderen Seite die Devensive sehr stark.

Ich will an dieser Stelle auch gar nicht ergründen, was die effektiven Ursachen waren, dazu halte ich mich auch zu wenig für einen Experten. Doch eines fällt mir dabei immer wieder auf:

Die Perspektive ist entscheidend

Die Perspektive macht jede Menge aus. Die Wirkung ist eine andere auf einer Zuschauertribüne, als wenn man selbst auf dem Feld steht. Es ist wie bei einem Berg. Als ich als Kind das erste Mal einen Berg vor mir hatte, und mein Vater meinte, da wandern wir jetzt hoch, da dachte ich insgeheim, das schaffen wir doch niemals. Erst als wir zurück blickten und ich sah in welcher Zeit wir schon ein enormes Stück zurückgelegt hatte, wuchs langsam das Vertrauen, dass wir das schaffen können. Doch anders war es dann, als ich das erste Mal mit dem Flugzeug über die Alpen flog. Diese grossen Berge wirkten plötzlich winzig klein. Und so sieht es eben auch für einen Spieler auf dem Feld anders, als wenn wir die Vogelperspektive einnehmen und alles überblicken können. Als ich noch aktiv Basketball spielte, da kam es oftmals vor, dass ich vor mir jemanden hatte, der gut einen bis zwei Köpfe grösser war als ich. Hier den Blick für die Mitspieler zu behalten, wenn ein solcher Riese vor einem steht, ist nicht immer ganz so leicht.

Wir können uns jetzt auf Stammtisch-Niveau fragen: „Warum trifft dieser Pfosten denn nur den Pfosten?“ Den hätte ich doch ohne Probleme rein gemacht. Aber nicht zu vergessen, da steht immer noch ein Torwart vor einem und natürlich will man den Ball an diesem vorbei bringen. Da kann das mit dem Pfosten schon mal vorkommen.

Im Glauben ist es ähnlich

Doch solche Äusserungen finden wir nicht nur, wenn es um Fussball und andere Sportarten geht. Auch wenn es um die Kirche, Christen oder allgemein den Glauben geht, finden sich immer wieder auch diese Experten. Ich will damit nicht sagen, dass eine Kirche nicht auch von ausserhalb Impulse bekommen kann, doch bin ich der Meinung, muss sich eine christliche Gemeinschaft primär mal von innen her verändern. Es ist wie gesagt immer ein leichtes von der Zuschauertribüne her zu sagen, wie man es machen sollte, selbst ein Feldspieler zu sein, ist dabei eine grosse Herausforderung.

Jesus motiviert uns „Feldspieler“ zu werden

Auch Jesus spricht von einem Feld, es ist zwar kein Fussballfeld, aber ein Erntefeld. Doch im Grunde geht es in beiden Fällen um einen Ertrag. Die Fussballspieler hoffen am Ende den Pokal nach Hause zu bringen. Ein Erntearbeiter will die Ernte in die Scheunen bringen. Jesus sagt dazu in Lukas 10,2 zu 72 Jüngern:

Die Ernte ist groß, doch es sind nur wenig Arbeiter da. Bittet deshalb den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter auf sein Erntefeld schickt.

Die Jünger sollten also Gott darum bitten, dass er Erntearbeiter in sein Feld sende. Eigentlich eine leichte Aufgabe, nicht? Ich kann darum bitten und mich dann aus der Verantwortung stehlen. Hat das Jesus aber wirklich so gemeint? Ganz bestimmt nicht. Nur einen Vers später lesen wir:

Geht nun! Seht, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.

Ich denke Jesus hat das geschickt angestellt. Die Bitte war wahrscheinlich damit verbunden, dass seine Jünger eine Sicht für diese Welt bekommen. Sie sollten erst die Ernte erkennen. Doch dann sendet Jesus nicht einfach andere in dieses Erntefeld. Sie sollten sich selbst aufmachen und was das alles bedeutet, erklärt er ihnen auch noch. Lies weiter.

Vom Trainer erklärt

Florian Wüthrich, mein Bürokollege spricht genau zu diesem Thema als begeisterter Fussballspieler und Trainer.