Diese Woche ist mir ein Vers neu bewusstgeworden, welchen ich schon länger sehr faszinierend finde. Es handelt sich dabei um eine anscheinend nebensächliche Szene bei der Verhaftung Jesu` im Garten Gethsemane.

Johannes 18 (SCH2000)
6
 Als er nun zu ihnen sprach: Ich bin’s!, wichen sie alle zurück und fielen zu Boden

Lesen wir die Verhaftungs-Geschichte nur so nebenbei durch, könnte dieser Satz leicht untergehen. Doch dieser Satz zeigt uns etwas sehr Wichtiges, nämlich, dass Jesus souverän und mächtig ist und den ganzen Weg zum Kreuz absolut freiwillig ging.

Ich finde diese Stelle so extrem faszinierend, da sie in zwei Worten so viel Aussage und Macht beinhaltet, dass es schon fast erstaunlich ist, dass sie nur von Johannes zitiert wird.

Ich will nun diese Stelle ein bisschen genauer anschauen. Dazu müssen wir die ganze Konversation betrachten, welche Jesus hier geführt hat.

4 Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen sollte, ging hinaus und sprach zu ihnen: Wen sucht ihr?

Jesus wusste genau, was auf ihn zukommen würde und trotzdem ging er hinaus und stellte sich. Er stellte eine anscheinend recht dumm anmutende Frage, würden wir doch davon ausgehen, dass man Jesus kannte. Doch im Gegensatz zu heute gab es früher noch keine Fotos. Man war also darauf angewiesen, jemanden dabei zu haben, welcher die Person, die man suchte, identifizieren konnte. In diesem Fall war dies Judas Iskariot.
Doch Jesus kommt hier Judas ein bisschen zuvor. Noch bevor Judas seinen «Kuss» zur Bestätigung der Identität Jesu` ausführen konnte, fragte Jesus, wen die Meute denn suche?
Die Frage können wir auch auf unser Leben reflektieren. Wie viele Menschen suchen, und finden doch nicht. Wie viele Menschen stehen direkt vor Jesus, und erkennen ihn doch nicht. Doch Jesus stellt die Frage, um sogleich die Antwort darauf zu geben. Er lässt die Menschen, welche ihn suchen, nicht im Dunkeln tappen, auch wenn in diesem Fall sein Tod damit besiegelt war.

5 Sie antworteten ihm: Jesus, den Nazarener! Jesus spricht zu ihnen: Ich bin’s! Es stand aber auch Judas bei ihnen, der ihn verriet.

Die Männer wussten genau, wen Sie suchten und Jesus gab ihnen eine simple Antwort: «Ich bin’s!» Erst nach der Selbstoffenbarung von Jesus lesen wir von Judas` Verrat. Jesus hat sich also nicht versteckt, sondern hat sich freiwillig fassen lassen. Obwohl er wusste, was auf ihn zukommen würde, stand er vor die Menge und sprach anscheinend so machtvolle Worte, dass alle Anwesenden zu Boden fielen.

6 Als er nun zu ihnen sprach: Ich bin’s! wichen sie alle zurück und fielen zu Boden.

Stellen wir uns diese Szene bildlich vor. Eine bewaffnete Meute, die den Jüngern zahlenmässig sicherlich weit überlegen war, fällt durch zwei simple Worte von Jesus zu Boden. Doch weshalb waren diese Worte so machtvoll? Einen wichtigen Hinwies dazu finden wir im 2. Mose.

2. Mose 3 (SCH2000)
14 Gott sprach zu Mose: »Ich bin, der ich bin«! Und er sprach: So sollst du zu den Kindern Israels sagen: »Ich bin«, der hat mich zu euch gesandt.

Gott bezeichnet sich selbst als der «Ich bin», die Existenz in sich selbst. Gott ist der, der er ist. Seine Existenz ändert nicht und ist immer dieselbe, nämlich vollkommen. Doch dieses «ich bin», welches wir im 2. Mose finden, entspricht demselben «Ich bin`s» im Johannesevangelium.

Lesen wir 2. Mose in der Septuaginta (Die griechische Übersetzung des AT, welche zu Jesu Zeiten weitverbreitet war), werden für Gottes Namen dieselben Worte verwendet, die Jesus nach Johannes gebrauchte.
Im griechischen Text steht hier ἐγώ εἰμι (Ego eimi, ich existiere, ich bin). In der Septuaginta werden im 2. Mose auch diese Worte verwendet (GR: ἐγώ εἰμι ὁ ὤν[1], HEB: eh·yeh ă·šer eh·yeh, Ich bin, der seiende). Jesus antwortet hier also, mit seinem, mit Gottes Namen. Er stellt sich hier mit Gott gleich und bezeichnet sich sogar als Gott selbst. Wenn Jesus nun nicht Gott wäre, so wäre seine Aussage eine unerhörte Gotteslästerung und Selbstanmassung gewesen. Da er nun aber wirklich auch Gott ist, hat die Nennung seines Namens eine unglaubliche Macht.

Jeremia 10 (SCH2000)
6 Doch dir, o Herr, ist niemand gleich! Groß bist du, und groß ist dein Name an Macht!

Jesaja 64 (SCH2000)
1 b um deinen Namen deinen Feinden bekanntzumachen, damit die Heiden vor deinem Angesicht erzittern;

Für einen kurzen Augenblick zeigt Jesus hier, dass er Gott ist und die Macht hätte, diese Situation sofort zu beenden und frei hinfort zu schreiten. Doch er lässt sich festnehmen und geht den Weg ans Kreuz für unsere Sünden.
Was für eine Liebe muss hinter dieser Tat stehen, dass Gott, welcher die Macht hat die Menschen mit nur der Nennung seines Namens zu Boden zu bringen, ans Kreuz geht und unsere Schuld auf sich lädt.
Niemand hätte Jesus gegen seinen Willen ans Kreuz nageln können und genau deshalb wird seine Tat umso liebevoller.
Wir sehen in dieser fast nebensächlichen Bemerkung mehrere Hinweise auf Jesu Wesen. Nämlich, dass Jesus, Gott ist, dass er macht hat und dass er aus Liebe für uns gestorben ist. Nicht weil die bewaffneten Männer so viel stärker waren, wurde er verhaftet. Sondern, weil er aus Liebe schwach wurde.

Jesus spricht auch heute zu dir: «Ich bin`s!» Er lässt sich finden und antwortet auf deine suchenden Rufe. Er versteckt sich nicht im finsteren Garten, sondern stellt sich sichtbar ins Licht. Fang noch heute an, nach ihm zu suchen und lass dich von seinem Namen verändern.

[1] Jesus zitiert hier nicht den ganzen Satz, jedoch ist klar was er damit andeuten will.
Es gibt hier einige Kontroversen, ob Jesus mit ego eimi wirklich eine Andeutung auf 
2. Mose 3,14 gemacht hat. Gehen wir aber davon aus, dass er auf Hebräisch gesprochen 
hat, so können wir davon ausgehen, dass er das hebräische Wort (eh·yeh) verwendet hat 
und es somit in Hebräisch eindeutig war.