Als Christen sollten wir den Menschen das Evangelium verkünden, doch worauf sollten wir dabei achten und wie sollten wir unseren Mitmenschen begegnen?
Fragen, welche sicher nicht immer so generell beantwortet werden können, doch glaube ich, dass es einige Grundsätze gibt, die wir beim Verkünden immer beachten sollten.
Dabei bietet uns Paulus ein sehr praktisches Beispiel davon, ist doch eine Predigt von ihm, in der Apostelgeschichte zu finden.

Diese Predigt hat meiner Meinung alles drin, was in eine Verkündigung beachtet werden sollte.
Die Geschichte beginnt damit, dass Paulus alleine nach Athen kommt und dort zuerst einmal entsetzt von den vielen Göttern war.

Apostelgeschichte 17 (SCH2000)
16 Während aber Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, da er die Stadt so voller Götzenbilder sah. 17 Er hatte nun in der Synagoge Unterredungen mit den Juden und den Gottesfürchtigen, und auch täglich auf dem Marktplatz mit denen, die gerade dazukamen.

Paulus «ergrimmte», ein sehr starkes Wort, er wurde zornig über die vielen Götter. Sein Eifer für Gott war so gross, dass er es nicht ertragen konnte, dass falsche Götter verehrt wurden. Der reine Anblick hatte Ihn zu tiefst bewegt und erschüttert.
Auch wir sollten erschüttert sein über den Zustand dieser Welt, über das verlorene und hoffnungslose. Doch nun kommt etwas sehr Wichtiges, etwas das wir in dem Zorn von Paulus nicht finden, nämlich Hass.
Wir sehen nicht, dass Paulus die Menschen irgendwie Hassen würde, oder Ihnen mit Hass begegnet, Ja er ist zornig, aber trotzdem hasst er nicht.

Der erste wichtige Punkt ist also, dass wir zwar erschüttert über den Zustand der Menschen sein sollten, aber dieses erschüttert sein nicht in Hass enden darf. Viel mehr beginnt Paulus mit Unterredungen und öffentlichem Predigen.

Das öffentliche Auftreten von Paulus hatte anscheinend solch grosse bahnen gezogen, dass er in dem berühmten Areopag [1] geführt wurde, damit er mehr davon erzählen konnte. Wäre Paulus mit Hass den Menschen begegnet, so würde er sicher nicht dorthin gebracht werden, um noch mehr zu erzählen.
Alleine steht Paulus also dort unter der Elite des Landes, mit wahrscheinlich ganz vielen anderen schaulustigen, von normalen Bauern bis zu Politikern und Philosophen war wahrscheinlich alles vertreten. Für Paulus wäre dies nun die beste Gelegenheit gewesen, allen eins auszuwischen und seinen Zorn im puren Hass auszuschütten, Ihnen direkt ins Gesicht zu sagen, dass die Hölle nah sei und sie alles verdient verlorene Schlucker seien. Doch so recht diese Aussage gewesen wäre, so überraschen ist die Art, wie Paulus seine Predigt führt. Eine Predigt, die wir uns als Musterbeispiel für solche Situationen nehmen können.

22 Da stellte sich Paulus in die Mitte des Areopags und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in allem sehr auf die Verehrung von Gottheiten bedacht seid!

Paulus stellt sich in die Mitte der Versammlung, er bleibt nicht am Rand stehen, sondern er zeigt sich allen. Er will sichergehen, dass auch der letzte hört, was er zu sagen hat. Er versteckt sich nicht. Und er beginnt mit einer Aussage, welche einfach nur als genial zu bezeichnen ist.
Er stellt klar, was er sieht, er verurteilt nicht, sondern er stellt nüchtern fest, dass die Athener sehr Gottes verehrend sind. Er wertet dieses Verhalten nicht ab oder verurteilt es, seine Aussage, geht hier schon eher Richtung Bewunderung. Paulus zeigt, dass er weiss mit wem er hier spricht und dass er wohl informiert ist, wie es in Athen abläuft.

Dies ist der zweite wichtige Punkt, Paulus interessiert sich für die Athener, er hat sich mit Ihrer Kultur und Ihrem Denken auseinandergesetzt. Er begibt sich auf Augenhöhe.

23 Denn als ich umherging und eure Heiligtümer besichtigte, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: »Dem unbekannten Gott«. Nun verkündige ich euch den, welchen ihr verehrt, ohne ihn zu kennen.

Nun macht Paulus den Link von seiner Beobachtung, zu Gott hin. Der unbekannte Gott, welchem ein Altar gewidmet war. Auch wenn er nun die Verehrung von Göttern mal grundsätzlich verurteilen könnte, macht er es nicht, sondern er nimmt viel mehr Bezug auf diese Situation und will diese richtigstellen. Er nimmt Bezug auf Ihr handeln, um damit Gott hervorzuheben.

Paulus, hat nicht die, „Ihr seid Sünder Keule“ hervor genommen, sondern wurde den Griechen ein Grieche. Er greift das Evangelium von der Weltansicht seiner Zuhörer auf.

24 Der Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind;
25 er läßt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als ob er etwas benötigen würde, da er doch selbst allen Leben und Odem und alles gibt.

Nun geht Paulus in die Offensive, aber auch hier sehen wir keinen Hass, sondern sehr nüchterne und überlegte Worte. Er beginnt damit, dass der Gott, welcher über allem steht, es doch nicht nötig hätte bedient zu werden. Ein Argument, welche den Griechen sicher einleuchten musste. Mit dieser Aussage hat er bereits klargestellt, dass der Gott, welcher er meint, nichts mit den ganzen Göttern der Griechen zu tun hat. Denn diese Götter benötigen Menschen und Gaben. Der einzig wahre Gott aber, benötigt dies nicht, weil er ja so mächtig ist, dass er alles schon hat.

Ein weiterer Punkt ist, dass Paulus sich hier nicht ins Zentrum stellt, sondern die Diskussion auf Gott fokussiert. Nicht Paulus und sein Glaube steht im Zentrum, sondern Gott.

26 Und er hat aus einem Blut jedes Volk der Menschheit gemacht, daß sie auf dem ganzen Erdboden wohnen sollen, und hat im Voraus verordnete Zeiten und die Grenzen ihres Wohnens bestimmt,
27 damit sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn wohl umhertastend wahrnehmen und finden möchten; und doch ist er ja jedem einzelnen von uns nicht ferne;

Paulus macht nun einen Link zur unglaublichen Liebe Gottes, auch wenn dies uns vielleicht nicht direkt auffällt. Ein Gott, der aus seinem Blut die Menschen gemacht hat und Zeit nimmt, um Bestimmungen und Gesetze zu machen, musste für die Griechen etwas sehr Einzigartiges gewesen sein. Paulus zeigt hier ein Gott, der nicht fern ist, sondern ein Gott, der die Welt im Griff hat, der sich darum kümmert und die Gesetzmässigkeiten gemacht hat. Er zeigt auf, dass dieser unbekannte Gott, sich finden lässt, sich nicht im Olymp versteckt, und nicht fern ist. Er spricht die Möglichkeit Gott in seinen Werken zu erkennen an.

Paulus stellt die Liebe und das Kümmern Gottes klar, er zeigt auf, dass Gott ein Gott ist, dem die Welt nicht egal ist.

28 denn »in ihm leben, weben und sind wir«, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: »Denn auch wir sind von seinem Geschlecht.« 29 Da wir nun von göttlichem Geschlecht sind, dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Gold oder Silber oder Stein gleich, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung.

Paulus Zitiert hier zwei griechische Dichter, er verurteilt die Weisheit der Griechen nicht einfach als Stuss, sondern er stellt diese richtig. Er stellt die Allmacht und Lebendigkeit Gottes klar. Er zeigt auf, wie unsinnig es doch ist einen Gott aus den Materialien zu bilden, welche er ja selbst erschaffen hatte.
Paulus Diskutiert hier klar auf der Ebene der Anwesenden, er nimmt Rücksicht auf Ihre Denkweisen. Er argumentiert nicht, wie er mit einem Juden Argumentieren würde, sondern so, dass ihn jeder verstehen und nachvollziehen kann.

30 Nun hat zwar Gott über die Zeiten der Unwissenheit hinweggesehen, jetzt aber gebietet er allen Menschen überall, Buße zu tun,
31 weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis in Gerechtigkeit richten wird durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat und den er für alle beglaubigte, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat.

Erst ganz am Schluss kommt Paulus mit dem Bericht hervor. Nachdem er aufgezeigt hat, wer Gott ist, dass er liebt und kümmert, aber auch mächtig und lebendig ist. Stellt er klar, dass dieser Gott gnädig ist, dass er über die Unwissenheit hinweggesehen hat. Aber dass dieser Gott, der sich Kümmert, eben genau deshalb auch Ansprüche stellt. Er setzt den Fokus auf Jesus und seine Tat, den Sieg über den Tod und seine Gerechtigkeit, denn wenn dieser Gott richtet, dann richtet er nicht willkürlich, sondern gerecht.

Paulus hat mit einfachen, aber sehr überlegten Worten, den Link von einem unbekannten Gott zu Jesus gezogen. Er wäre nun so weit um die rettende Botschaft anzusprechen, doch hier stoppt seine Predigt leider abrupt.

32 Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber nochmals hören!
33 Und so ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg.

Seine Worte hatten Wirkung hinterlassen, es gab nun tatsächlich Menschen, welche noch mehr hören wollten, jedoch auch Menschen welche Spotteten. Paulus hat dies Akzeptiert, er hat sich nicht in einen Streit eingelassen. Auch die beste Predigt ist kein Zaubermittel, wir können die Menschen nicht mit Argumenten überzeugen, sondern Ihr Herz muss auch offen für die rettende Botschaft sein.

Schlussgedanke

Wir finden in dieser sehr kurzen Predigt von Paulus, viele wichtige Anhaltspunkte, wie wir den Menschen begegnen sollten. Punkte welche eine Verkündigung auf nahrhaften Boden erst möglich machen. Diese Punkte möchte ich hier nochmals kurz zusammen fassen.

  • Eifer für Gott soll NIE in Hass ausarten, sondern immer in Liebe
  • Mitgefühl für die Menschen haben
  • Nicht Verstecken oder verschleiern
  • Den Menschen auf Augenhöhe begegnen
  • Interesse für die Menschen Zeigen und Leben
  • Unsere Worte sollen so gewählt sein, dass Sie die Menschen verstehen können
  • Den Fokus alleine auf Gott setzen
  • Nicht mit dem, «die Hölle ist nah» Schild, sondern mit praktischer Liebe auf Gott hinweisen
  • Das gesamte Evangelium verkünden (Verlorenheit, Gericht und Erlösung)
  • Ablehnung Akzeptieren

Paulus hat diese Punkte vorgelegt, obwohl er das Verhalten der Athener überhaupt nicht guthiess. Hat er doch in Liebe argumentiert, seine Rede war genau an seine Zuhörer gerichtet und nicht von einer überhobenen Position. Paulus hat nicht sich ins Zentrum gesetzt, sondern alleine Gott. Er hat sich Zeit für die Menschen genommen und nicht abweisend reagiert.
Nehmen wir uns dies bei dem nächsten Gespräch, mit unseren Mitmenschen zu herzen. Setzen wir uns in die Lage der Zuhörer und leben wir die Liebe Gottes wie Paulus direkt aus.

Dieses Vorgehen ist aber kein Zauberrezept für erfolgreiche Bekehrungen, wie wir auch bei Paulus sehen, konnte er auch mit solch einer wohlüberlegten Predigt nicht alle überzeugen. Der Heilige Geist muss in den Menschen wirken und die Menschen müssen sich für das Evangelium öffnen. Dies geschieht nicht immer sofort, manchmal benötigt es Zeit, damit jemand die Botschaft aufnimmt. Hier erfordert es vor allem auch Geduld und vertrauen, dass Gott trotzdem wirken kann.

Wir sind berufen das Evangelium in Liebe zu verkünden. Wir sollen in Diskussionen immer Gott in den Mittelpunkt stellen und in Liebe argumentieren, unsere Interessen sollte nicht darin bestehen, möglichst erfolgreich Argumente zu entkräften, sondern Jesus näherzubringen.

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Areopag