Matthäus 6,10(Luther 1984)
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Für mich ist dies der schwierigste Teil des «Vater unser». Denn weshalb sollen wir für das Kommen seines Reiches betten?
Lange war für mich das Kommen seines Reiches, das Ende der Zeit und die Wiederkunft Jesus. Ist es dann aber nicht höchster massen egoistisch, für das baldige kommen zu betten?
Denn wenn wir dieses Reich hier, als das Wiederkommen Jesus deuten, wie ich sehr lange gemacht habe. So beten wir dafür das die Gnaden Zeit endlich vorbei sein soll. Denn wir sind nun ja gerettet und warten nur noch darauf, dass Jesus seine Herrschaft und Gerechtigkeit walten lässt. Doch so sehr ich mich auf die Wiederkunft Jesus freue, so wenig kann ich mich damit anfreunden, dass in diesem Gebet die Wiederkunft gemeint ist.
Denn, kommt Jesus wieder, so sind alle welche bis dahin sich nicht für seine Gnade und Erlösung entschieden haben, verloren! Das beinhaltet mein Nachbar, meine Arbeitskollegen, meine Mitreisenden im Zug jeden Morgen, meine Verwandten und auch viele meiner Freunde.
Denn wenn Jesus wiederkommt, gibt es keine Umkehr, meiner nicht christlichen Mitmenschen mehr.
Die Gnaden Zeit ist zu Ende und das Gericht kommt.

Doch ist es nicht unsere Aufgabe die ganze Schöpfung zu erreichen, mit voller liebe jeden zu Jesus zu führen und ihn genau auf diese Wiederkunft vorzubereiten? Wird es uns, nicht unendlich weh machen, würde Jesus heute kommen und wir sehen unser Freund noch nicht errettet? Kann Jesus wirklich dieses reich gemeint haben, oder meint er hier vielleicht etwas ganz Anderes?

Als Erstes müssen wir wissen, dass es mehrere reiche gibt. Ich versuche die wichtigsten hier so treffend wie möglich zu beschreiben.

  • Das Gnadenreich, in dem wir Leben
  • Das 1000-jährige Reich auf der Erde, wo Jesus regiert.
  • Das Reich des Himmels (Der Himmel selbst)
  • Das Reich Gottes (Das Reich am Ende der Zeit)

Welches dieser reiche könnte also gemeint sein?
Nehmen wir das 1000-Jährige reich haben wir das Problem wie oben beschrieben, wir würden für das Ende der Gnaden Zeit beten, das Himmelreich und Gottes reich stellt uns vor ähnliche Probleme. Bleibt uns also noch das Gnadenreich.
Doch wann hat das Gnadenreich genau begonnen?
Das Gnadenreich hat mit dem Menschwerden, dem Leiden und der Auferstehung Jesus begonnen. Er hat dort der Schlange den Kopf Zertreten und uns dadurch die Möglichkeit der Rettung geschenkt.
Das Gebet hier wurde jedoch vor Jesus Tod und Auferstehung gesprochen, setzen wir das reich also als gnadenreich ein, kommen wir zu einer Bedeutung welche nicht mehr egoistisch, sondern aus tiefer liebe gesprochen werden kann.

Ja Herr, lass dein gnadenreich kommen, lass ein Wille geschehen lass du Gnade walten, damit alle die Chance auf Erlösung haben.

Jesus betet in Gethsemane das des Vaters Wille geschehen soll, er weiss, dass das Gnadenreich nur dadurch kommen kann in dem er diesen willen verwirklicht.
Darum sollten die Jünger beten. Denn dadurch ist der Welt die liebe geoffenbart worden.
Ein weiterer Hinweis, dass es sich um das Gnadenreich handelt finden wir in dieser stelle

Markus 9,1 (SCH2000)
Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie das Reich Gottes in Kraft haben kommen sehen!

Wir wissen nun alle, dass von den Aposteln heute niemand mehr lebt. Dieses Reich muss also schon angefangen haben. Es kann also wirklich sein, dass das «Vater unser» hier das Gnadenreich meint und nicht die Wiederkunft von Jesus und damit das Ende der Gnaden Zeit.

Wir sollen also nicht für die rasche Wiederkunft beten, sondern für die anhaltende Gnade Gottes in seinem Gnadenreich.
Nicht aus Egoismus, sondern aus tiefste Liebe, Dankbarkeit und Mitgefühl.
Unser Auftrag besteht nicht darin, Gott zu sagen, wann seine Geduld zu Ende ist, sondern ihm zu danken, dass seine Gnade immer noch anhält, denn Gott alleine weiss, wann seine Gnade zu Ende ist.

Denn wäre Jesus vor wenigen Jahren gekommen, so wäre auch die Gnaden Zeit für mich zu früh beendet worden. Ich hätte seine Erlösung noch nicht angenommen.
Beten wir darum, dass jeder diese Gnade annehmen darf und bei der Wiederkunft Christi nicht verloren geht.